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Dezember 19, 2024

Sieben Fallen auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Sie haben endlich beschlossen, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen, und freuen sich darauf, sich Ihre Arbeitszeiten, Kunden, Preise und Projekte in Zukunft selbst aussuchen zu können? Diese Vorstellung ist zwar überaus verlockend, jedoch wird Ihr neues Berufsleben trotzdem nicht frei von Hürden und Zwängen sein. Um Ihnen bei Ihrer beruflichen Neuorientierung zu helfen, stellt Ihnen myLIFE sieben Fehler vor, die es beim Sprung in die Selbstständigkeit zu vermeiden gilt.

1. Wahl einer ungeeigneten Rechtsform

Die Wahl der Rechtsform will wohlüberlegt sein. Sie bestimmt Ihre Haftung als Selbstständiger und hat Auswirkungen auf den administrativen Aufwand, die Buchhaltung und die Steuerbelastung. So unterscheiden sich etwa Ihre Verpflichtungen, je nachdem, ob Sie im eigenen Namen tätig sind oder eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (SARL) gründen.

Grenzgänger können ihr Unternehmen in ihrem Wohnsitzland oder in Luxemburg gründen, vorausgesetzt sie verfügen in dem Land ihrer Wahl über eine Anschrift (Wohnsitz, Büro, Coworking Space usw.). Sie sind in diesem Land dann steuer- und sozialversicherungspflichtig.

Wenn Sie bei der Wahl der Rechtsform Hilfe benötigen, können Sie sich an das House Of Entrepreneurship der luxemburgischen Handelskammer (Chambre de Commerce) oder den Dienst Contact entreprise der luxemburgischen Handwerkskammer (Chambre des Métiers) wenden. Dort wird man Ihnen nähere Informationen über rechtliche, sozialversicherungstechnische und steuerliche Aspekte der verschiedenen Rechtsformen sowie über die auf dem Weg in die Selbstständigkeit erforderlichen Schritte und Formalitäten geben. Diese Etappe ist sehr wichtig. Lassen Sie sich hierfür also genügend Zeit.

Wechseln Sie regelmäßig Ihr Umfeld, und arbeiten Sie in einem Coworking Space, um mit anderen Unternehmern in Kontakt zu kommen und sich über Ihre Kompetenzen auszutauschen.

2. Sich alleine durchschlagen

Wenn Sie von zu Hause aus arbeiten und weder Kollegen noch Angestellte haben, wird Ihr Computer Ihre einzige Verbindung zur Außenwelt sein. Dies kann nicht nur zu einem Gefühl der Einsamkeit führen, sondern auch die Entwicklung Ihres Unternehmens beeinträchtigen!

Wechseln Sie daher regelmäßig Ihr Umfeld, und arbeiten Sie zum Beispiel in der Bibliothek, im Park, im Café oder in einem Coworking Space, um mit anderen Unternehmern in Kontakt zu kommen und sich über Ihre Kompetenzen auszutauschen. So arbeiten Sie effizienter und vergrößern zudem Ihr Netzwerk. Zudem erleichtern Ihnen diese Orte auch den Alltag, denn sie bieten eine Infrastruktur, über die Sie zu Hause vielleicht nicht unbedingt verfügen. Ihr einziger Nachteil bestehet darin, dass sie kostenpflichtig sind.

In Luxemburg gibt es zahlreiche Coworking Spaces wie zum Beispiel The Office, Silversquare, Urban Office, Paladium, Bamhaus, Wishbox, oder Luxembourg City Incubator.

Gehen Sie zu Veranstaltungen, die für Ihre Branche angeboten werden, besuchen Sie Vorträge und Fachmessen und nehmen Sie an Fortbildungen oder After-Work-Events teil. Netzwerken wird Ihnen dabei helfen, neue Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen kennenzulernen. So können Sie nicht nur Ihre beruflichen Chancen steigern, sondern auch neue Kunden finden.

Wenn die Auftragslage steigt und Sie mehrere Projekte gleichzeitig betreuen müssen, werden Sie über straffe Arbeitsabläufe froh sein.

3. Schlechte Organisation

Selbstständigkeit bedeutet Freiheit und Flexibilität. Doch Vorsicht: Lassen Sie sich nicht gehen, denn Selbstständigkeit verlangt auch nach Disziplin und Organisationstalent. Eignen Sie sich gleich zu Beginn die richtigen Gewohnheiten an.

Zunächst sollten Sie Ihren Tag durchstrukturieren. Legen Sie Ihre Arbeitszeiten fest und halten Sie sich daran. Teilen Sie Ihren Arbeitstag in verschiedene Blöcke auf, z. B.: E-Mails, Kunde 1, Kundenakquise, Kunde 2, Verwaltungsaufgaben, Kunde 3 usw. Machen Sie Pausen, vernachlässigen Sie nicht Ihre Hobbies und planen Sie Zeitfenster für Notfälle ein.

Vor allem wenn Sie zu Hause arbeiten, besteht das Risiko, dass Sie sich beispielsweise von sozialen Netzwerken, Ihren Kindern, Nachrichtenseiten und ähnlichem ablenken lassen. So können Sie schnell viel Zeit verlieren. Wenn Sie Ihren Tag hingegen strukturieren, sind Sie nicht nur produktiver, sondern können Ihr berufliches und Ihr privates Leben auch besser miteinander vereinen.

Als nächstes sollten Sie Ihre Arbeitsabläufe planen. Erstellen Sie eine Liste mit Ihren Aufgaben und ordnen Sie diese nach Dringlichkeit. Schätzen Sie, wie viel Zeit Sie für die einzelnen Tätigkeiten benötigen werden, und setzen Sie sich Fristen. Machen Sie sich nach Meetings, Telefongesprächen oder E-Mail-Austauschen Notizen, damit Sie nichts Wichtiges vergessen und Sie Ihren Arbeitsplan aktualisieren können. Auf diese Weise behalten Sie Ihre Termine stets im Überblick. Ziehen Sie Dringliches nicht immer wichtigen Aufgaben vor, denn sonst müssen Sie wichtige Dinge am Ende stets unter Zeitdruck erledigen.

Gewöhnen Sie sich schließlich an, behördliche Dokumente regelmäßig zu ordnen und abzuheften, auch wenn Ihnen das mühsam erscheint. Verschieben Sie kleinere Aufgaben, die in fünf Minuten erledigt sind, nicht auf morgen. Als Selbstständiger müssen Sie sozusagen mehrere Berufe gleichzeitig beherrschen, und es werden sich schnell Unterlagen, wie Dokumente in Verbindung mit der Gründung Ihres Unternehmens, der Sozialversicherung, Steuern und der Umsatzsteuer, sowie Kostenvoranschläge, Rechnungen, Quittungen und Kontoauszüge ansammeln.

Eine gute Organisation wird Ihnen den Alltag erleichtern, und wenn die Auftragslage steigt und Sie mehrere Projekte gleichzeitig betreuen müssen, werden Sie über straffe Arbeitsabläufe froh sein. Gewöhnen Sie sich gute Arbeitsweisen nicht erst dann an, wenn Sie sich vor Aufträgen kaum mehr retten können.

Sie müssen nicht alle Aufgaben selbst erledigen! Überlassen Sie bestimmte Tätigkeiten anderen, indem Sie z. B. einen Buchhalter hinzuziehen, der Sie in Steuer- und Umsatzsteuerfragen berät.

Während manche ein natürliches Talent für die Anwerbung neuer Kunden haben und sich nicht scheuen, ihre Kompetenzen hervorzuheben, verzweifeln andere schon bei dem bloßen Gedanken an eine Verhandlung.

4. Unzureichende Kundenakquise

Sofern Ihr Unternehmen nicht allein durch Mundpropaganda genügend Kunden anzieht, müssen Sie sich zu „verkaufen“ wissen, um neue Kunden zu gewinnen. Während manche ein natürliches Talent für die Anwerbung neuer Kunden haben und sich nicht scheuen, ihre Kompetenzen (übermäßig) hervorzuheben, verzweifeln andere schon bei dem bloßen Gedanken an eine Verhandlung. Wenn Sie Ihr Unternehmen entwickeln wollen, werden Sie an dieser Übung jedoch nicht vorbeikommen.

Wenn Sie kein geborener Verkäufer sind, sollten Sie Kundengespräche gut vorbereiten. Feilen Sie an Ihrer Argumentation, und sprechen Sie mögliche Fragen und Sorgen Ihrer Kunden von sich aus an. Stellen auch Sie Ihren Kunden Fragen, hören Sie aufmerksam zu und machen Sie sich Notizen, um Ihre Argumente an die Bedürfnisse Ihrer Kunden anzupassen. Üben Sie dies so viel wie nötig, damit Sie nicht gekünstelt wirken. Und vor allem: Haben Sie Vertrauen in sich! Denn damit können Sie Ihre Kunden immer noch am besten überzeugen.

Sie denken, dass Sie bereits genügend Kunden haben? Hören Sie deswegen nicht auf, neue Kunden anzuwerben, denn Sie wissen nicht, was die Zukunft bringt. Ein großer Kunde kann jederzeit abspringen und dann befinden Sie sich möglicherweise in einer schwierigen Situation.

5. Uneinheitliche Preise

Zu welchem Preis möchten Sie Ihre Dienstleistung verkaufen? Das ist eine schwierige Frage, die sich jeder Selbstständige bereits gestellt hat. Zu niedrige Preise werfen ein schlechtes Licht auf Ihre Arbeit und sind beim Wettbewerb nicht gern gesehen. Bei zu hohen Preisen hingegen finden Sie wohlmöglich keine Kunden.

Um angemessene Preise zu ermitteln, können Sie sich zunächst darüber informieren, was Ihre Wettbewerber verlangen. Diesen Betrag können Sie dann unter Berücksichtigung der Art des Auftrags (Wie viel Zeit wird der Auftrag in Anspruch nehmen? Welche Kosten kommen auf Sie zu?), Ihrer Berufserfahrung, Ihrer fachlichen Kompetenz (Sind Sie auf einen bestimmten Aspekt Ihres Berufsfelds spezialisiert?) und der Nachfrage (Sind Ihre Kompetenzen in Ihrer Region gefragt? Gibt es viele Wettbewerber?) anpassen. Mit diesen Variablen können Sie für Ihren Markt geeignete Preise festlegen.

Machen Sie sich auch Gedanken über Ihre Preispolitik. Möchten Sie bei großen Aufträgen Rabatte geben oder treuen Kunden Nachlässe gewähren?

Geben Sie nicht ständig Sonderrabatte, da Sie Ihre normalen Preise sonst nur mehr schwer durchsetzen können. Denn Mundpropaganda funktioniert auch in Bezug auf Ihre Preispolitik, und niemand erfährt gerne, dass ein anderer bei Ihnen dieselbe Leistung deutlich günstiger bekommen hat.

Geben Sie die Einnahmen aus Ihren ersten Projekten nicht sofort aus! Denken Sie an die Monate, in denen Sie weniger verdienen werden, und legen Sie regelmäßig Geld zurück.

6. Vernachlässigung von Budgetfragen

Der Einstieg in die Selbstständigkeit kann sich aus finanzieller Sicht schwierig gestalten. Stellen Sie daher zuvor sicher, dass Sie über ausreichende finanzielle Ressourcen verfügen, um Ihre laufenden Kosten so lange zu decken, bis Sie die ersten Kunden angeworben haben. Dazu haben Sie mehrere Möglichkeiten: Sie können sich Geld leihen, auf Ihre Ersparnisse zurückgreifen, sich auf Familie und Freunde verlassen, nebenher einer abhängigen Beschäftigung nachgehen, bis Sie genügend Kunden haben, oder unter gewissen Voraussetzungen Unterstützung bei der Arbeitsagentur beantragen.

Nutzen Sie für Ihre beruflichen und privaten Finanzen separate Konten, und schätzen Sie Ihre monatlichen Ausgaben für laufende Kosten, Sozialversicherungsabgaben, Steuern, sonstige Kosten, die Abführung der Umsatzsteuer usw. So erhalten Sie einen Gesamtüberblick über Ihre Finanzen und können Zahlungen im Voraus absehen.

Geben Sie die Einnahmen aus Ihren ersten Projekten nicht sofort aus! Der Gedanke, sich für die getane Arbeit etwas zu gönnen, ist zweifelsohne verlockend, doch denken Sie an die Monate, in denen Sie weniger verdienen werden, und legen Sie regelmäßig Geld zurück.

Kontrollieren Sie, ob Rechnungen auch beglichen wurden, und machen Sie Kunden auf unterbliebene Zahlungen aufmerksam. Denn unbezahlte Rechnungen können trotz vollem Auftragsbuch das Überleben Ihres Unternehmens gefährden.

7. Mangelndes Durchhaltevermögen

Zu Beginn Ihrer Selbstständigkeit müssen Sie zahlreiche Hürden nehmen: Unternehmensgründung, Anmeldung zur Abführung der Umsatzsteuer, Sozialabgaben, Steuern, Kundenakquise, Budgetverwaltung – und natürlich die Ausübung Ihres eigentlichen Berufs! Es gibt also genügend Gründe dafür, sich überfordert zu fühlen.

Sie werden mit Sicherheit Phasen durchleben, in denen Sie Zweifel an Ihrer Entscheidung hegen, Auftragsflaute herrscht oder Sie möglicherweise Ihre Kompetenzen oder Legitimität infrage stellen. Solche Phasen sind jedoch kein Grund, den Kopf hängen zu lassen und aufzugeben. Bitten Sie andere um Hilfe, und relativieren Sie Angstsituationen. Sprechen Sie hierzu mit Selbstständigen, die diese Momente der Unsicherheit selbst erlebt haben.

Der Schritt in die Selbstständigkeit ist eine Herausforderung, die nach Gründlichkeit und Ausdauer verlangt. Wie auch immer dieses Abenteuer für Sie ausgehen mag, Sie werden dabei viel über sich selbst erfahren und Sie können stolz darauf sein, die Herausforderung angenommen zu haben. Machen Sie das Beste draus!