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April 20, 2024

Studieren im Ausland: Finanziellen Überraschungen vorbeugen

Studieren wird immer teurer. Auch wenn der Staat Studenten finanziell unterstützt, steigt der Anteil der Eltern an den Kosten. Internationale Vergleiche untermauern, dass 61 Prozent der anfallenden Kosten von den Eltern übernommen werden. Ein Auslandsstudium ist klar teurer als ein Studium im Inland. Wer sich gut vorbereitet, kann (finanziellen) Überraschungen vorbeugen.

Vor der Gründung der Universität Luxemburg im Jahr 2003 hatten junge Luxemburger keine Wahl und mussten für ein Hochschulstudium ins Ausland gehen. Dieser Weg bleibt jedoch für viele die Wunschoption. Auf diese Weise lernt man ein anderes Umfeld und einen anderen Lebensstil kennen – oft ohne die sprachlichen Hürden, mit denen junge Leute aus anderen Ländern konfrontiert sind. Die Studierenden lernen in strukturierter Weise ein neues Land kennen und erhalten eine vielseitigere und umfassendere Ausbildung als in ihrem Heimatland.

Im Ausland lernt man ein anderes Umfeld und einen anderen Lebensstil kennen.

Der finanzielle Aufwand für ein Hochschulstudium umfasst die Studiengebühren und die Lebenshaltungskosten einschließlich Miete, Nahrungsmittel, Kleidung und Reisen. Die Studiengebühren sind weltweit sehr unterschiedlich. Manche Länder (z.B. Frankreich, Deutschland und einige nordische Länder) stellen ihren Hochschulen mehr Geld zur Verfügung als andere. Daher fallen niedrigere, bisweilen minimale Studiengebühren an. Das Vereinigte Königreich ist vor allem für ausländische Studierende (dazu gehören auch EU-Bürger) teurer, während die Studiengebühren in anderen Ländern Europas so hoch wie in den USA sein können.

Da Luxemburg im internationalen Vergleich in Sachen Lebenshaltungskosen als teuer einzustufen ist, kann das Leben für Studierende in anderen Ländern eventuell sogar günstiger sein, wenn sie nicht gerade in internationalen Städten wie London, Dublin oder Genf leben. Von einem direkten Zusammenhang zwischen Lebenshaltungskosten und der Qualität der Ausbildung kann man nicht reden – große Unistandorte wie Oxford und Cambridge sind im internationalen Vergleich sogar relativ günstig.

Öffentliche Hilfe und Stipendien

Es gibt zwei Arten von finanzieller Unterstützung: staatliche Förderung für Studierende oder Stipendien, die von der Einrichtung selbst vergeben werden.

Im Allgemeinen ist es für ausländische Studierende besser, wenn die finanzielle Unterstützung von der Hochschule kommt. In Harvard beispielsweise, wo mehr als zwei Drittel aller Studierenden finanzielle Unterstützung erhalten, gelten für Ausländer die gleichen Förderregeln wie für US-Amerikaner. Die Unterstützung orientiert sich generell an den Bedürfnissen und die Hochschulzulassung wird nicht von Anträgen auf finanzielle Unterstützung beeinflusst. Die Hochschule plant die höheren Ausgaben, die auf ausländische Studierende zukommen, bei der Vergabe von Stipendien an nachweislich Bedürftige ein. Sich über die verfügbaren Optionen zu informieren lohnt sich.

In Bezug auf staatliche Förderungen ist die Lage komplexer. Von einem EU-Bürger, der in einem anderen EU-Mitgliedstaat studiert, können keine höheren Studiengebühren als von einem einheimischen Studierenden verlangt werden. Anders gesagt: Man hat ein Anrecht auf die gleichen staatlichen Beihilfen für Studiengebühren wie die Bürger des Studienlandes. Dies gilt jedoch nicht für Bereiche, wie z.B. Studiendarlehen, wo die Regeln von Land zu Land verschieden sind. In bestimmten Ländern müssen Studierende auf Bankkredite zurückgreifen, was schwierig ist, wenn man kein eigenes Einkommen hat.

Laut einer rezenten Studie von Statista, haben 56 Prozent aller Jugendlichen in Europa neben dem Studium einen Job; von mindestens ein paar Stunden die Woche.

Der luxemburgische Staat bietet Lösungen für Luxemburger, die an einer ausländischen Hochschule studieren. Diese werden jährlich in zwei Raten ausgezahlt. Auch Kinder von im Großherzogtum arbeitenden Grenzgängern haben Anspruch auf diese Beihilfen.

Wenn Studierende aus Nicht-EU-Ländern überhaupt keine staatliche Unterstützung erhalten, müssen sie möglicherweise mehr als ihre einheimischen Kommilitonen zahlen und ihre Eltern wären dann verpflichtet, sowohl für die Studiengebühren als auch für Unterkunft und Verpflegung aufzukommen.

Langfristig planen

Für Eltern, die die Studiengebühren und Lebenshaltungskosten ihrer Kinder gänzlich oder größtenteils bestreiten müssen, gibt es keine Sofortlösung. Frühzeitig mit dem Sparen zu beginnen ist jedoch die beste Lösung, um die finanzielle Belastung über mehrere Jahre zu verteilen.

Wer beispielsweise ab der Geburt eines Kindes monatlich 500 Euro spart, hat zum 18. Geburtstag rund 175 000 Euro „erwirtschaftet“ – unter der Annahme eines Anlagewachstums von fünf Prozent pro Jahr. Geldanlagen sind beim Aufbau eines Anlageportfolios als Vorsorge für in zehn oder mehr Jahren anstehende Ausbildungskosten nicht sehr sinnvoll – am besten sind Anlagen, die vor Inflation schützen. In einem Portfolio, das zukünftige Studiengebühren decken soll, sollten Aktienanlagen nicht fehlen, und die Wiederanlage der Dividenden kann ebenfalls zum Wachstum beitragen. Wenn möglich, sollte man Steuerplanungsprodukte nutzen, denn jährliche Einsparungen von 20 bis 30 Prozent bei Kapitalgewinnen oder -erträgen summieren sich schnell. Auch für die Großeltern gibt es steuereffiziente Möglichkeiten, um sich an den Studiengebühren zu beteiligen und gleichzeitig die Erbschaftssteuern zu senken; dies hängt jedoch von ihrem verfügbaren Einkommen und ihrer „Spendierfreudigkeit“ ab.

Auslandsprogramme der Uni

Um günstiger im Ausland zu studieren, bietet sich eines der Auslandsstudienprogramme der Universität Luxemburg an, die Partnerschaften mit verschiedenen führenden Hochschulen in ganz Europa unterhält, unter anderem mit dem King‘s College London und der Universität Montpellier in Frankreich. Angeboten werden etwa die Teilnahme von Studierenden an gemeinsamen Forschungsprojekten oder zeitlich begrenzte Studienaufenthalte an einer Partneruniversität. Auf jeden Fall ist dies eine gute Gelegenheit, als ausländischer Gaststudent wertvolle Erfahrungen zu sammeln.

Das Erasmus-Programm ist für viele eine interessante Alternative.

Eine weitere Option ist das Erasmus-Programm, ein umfangreiches Austauschprogramm, an dem die meisten großen europäischen Universitäten beteiligt sind. Jedes Jahr nutzen über 4.000 Studierende das Programm, um drei, sechs oder zwölf Monate an einer Partneruniversität zu verbringen. Dies ist eine weitere Möglichkeit, um kostengünstiger im Ausland zu studieren.