Welche Sprachen spricht man in Luxemburg?
Sie planen, nach Luxemburg auszuwandern und sich dort Arbeit zu suchen? Die meisten administrativen Schritte im Zusammenhang mit Ihren Auswanderungsplänen haben Sie bereits erledigt, doch es gibt noch ein Thema, das Ihnen Sorgen bereitet: die Sprache Ihrer neuen Wahlheimat. Welche Sprache(n) sollte man wann und wo in diesem bekanntermaßen mehrsprachigen Land verwenden? myLIFE gibt Ihnen einen Überblick über die Verwendung der einzelnen Landessprachen Luxemburgs.
Moïen, Bonjour, Bom dia, Hello, Hallo … Kein Zweifel – Sie sind in Luxemburg! Das wird schon nach wenigen Schritten durch die Hauptstadt klar. Sobald Sie etwas genauer hinhören, werden Sie feststellen, dass um Sie herum Luxemburgisch, Französisch, Portugiesisch, Englisch, Deutsch und viele andere Sprachen gesprochen werden. Diese Sprachenvielfalt kommt dadurch zustande, dass in Luxemburg mehr als 47% Ausländer (170 verschiedener Nationalitäten) leben. Hinzu kommen mehr als 228.000 Grenzpendler, die täglich nach Luxemburg zur Arbeit fahren. Und nicht zuletzt wachsen die Luxemburger allgemein mehrsprachig auf. Daraus ergibt sich in Luxemburg ein wahres Potpourri der Kulturen, das für Neuankömmlinge durchaus verwirrend sein kann.
Drei offizielle Sprachen
Luxemburg hat seit der Verabschiedung des Gesetzes von 1984 über die Mehrsprachigkeit drei offizielle Sprachen: Luxemburgisch (Lëtzebuergesch), die offizielle Landessprache, sowie Französisch und Deutsch, die beiden Verwaltungssprachen. Doch was den Gebrauch der einzelnen Sprachen betrifft, fällt einem schnell auf, dass in diesem Land eine Vielzahl anderer Idiome koexistiert. Während man im Norden und Osten eher Luxemburgisch und Deutsch spricht, sind in der Landesmitte und den südlichen Regionen Französisch und Portugiesisch stärker verbreitet. Dennoch ist in Bezug auf den Sprachgebrauch nicht die geographische Region ausschlaggebend, sondern der jeweilige Kontext. Wir möchten diesen Punkt im Rahmen dieses Artikels jedoch nicht erschöpfend behandeln, sondern vielmehr dabei helfen, die Gesamtsituation besser zu verstehen.
Um in Luxemburg eine Stelle zu finden, müssen Sie in der Regel mindestens zwei Sprachen beherrschen. Doch die Wahl der am Arbeitsplatz gesprochenen Sprache hängt in erster Linie vom jeweiligen Wirtschaftssektor ab.
Die Verwendung der Sprachen hängt vom Wirtschaftssektor ab
Um in Luxemburg eine Stelle zu finden, müssen Sie meist mindestens zwei Sprachen beherrschen, darunter Französisch. Es ist die am häufigsten am Arbeitsplatz gesprochene Sprache (69,2%), gefolgt von Luxemburgisch (54,4%), Englisch (40%) und Deutsch (29,5%). Doch die Wahl der am Arbeitsplatz gesprochenen Sprache hängt in erster Linie vom jeweiligen Wirtschaftssektor ab.
Wenngleich Französisch die Sprache ist, die in den meisten Sektoren am häufigsten verwendet wird, ist im Finanz- und Versicherungssektor Englisch stärker verbreitet. Englisch ist zudem unverzichtbar, wenn man sich in der Tourismus- oder IT-Branche bewerben möchte. In der öffentlichen Verwaltung ist hingegen Luxemburgisch vorherrschend, während im Handel und im Gastgewerbe (Hotels, Restaurants und Cafés) hauptsächlich Französisch gesprochen wird.
Die drei meistgesprochenen Sprachen 2021 nach Branche:
Quelle: Statec: RP2021 N°12 – Les résidents actifs – Un emploi dynamique et segmenté
Gut zu wissen: Wenn Sie sich bei einem Unternehmen bewerben möchten, sollten Sie sich vorher darüber informieren, welche Sprachen dort jeweils gesprochen werden. Während in der Finanzbranche Englisch zwingende Voraussetzung ist, um eingestellt zu werden, sind etwa in Banken mit Ursprung in deutschsprachigen Ländern und in Logistikunternehmen, die eng mit den Nachbarländern Luxemburgs jenseits der Mosel zusammenarbeiten, Bewerber mit Deutschkenntnissen sehr gefragt.
Ein großes Angebot an Sprachkursen
Sollten Sie in Luxemburg nach einem Sprachkurs für Anfänger oder Fortgeschrittene für eine der Landessprachen suchen, so dürften Sie völlig problemlos fündig werden. Luxemburgischkurse erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, insbesondere seit der Reform des luxemburgischen Staatsangehörigkeitsgesetzes, gemäß dem ein Mindestmaß an Luxemburgischkenntnissen erforderlich ist.
Sprachkurse für Erwachsene werden nicht nur vom Nationalen Spracheninstitut (Institut national des langues – INL) angeboten, sondern auch innerhalb der Berufskammern sowie in bestimmten Schulen und Gymnasien. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von privaten Einrichtungen, die unterschiedliche Formen von Privat- und Gruppenunterricht für Privatpersonen und Unternehmen anbieten, die als Präsenzveranstaltung oder über das Internet oder Telefon usw. stattfinden können.
Falls Sie Hilfe dabei benötigen, den für Sie passenden Kurs zu finden, empfehlen wir Ihnen das Portal lifelong-learning.lu. Dort finden Sie eine breite Palette von Kursen.
Gut zu wissen: Wenn Sie neben Ihrer Berufstätigkeit Ihre Luxemburgischkenntnisse verbessern möchten, haben Sie die Möglichkeit, Sonderurlaub zur sprachlichen Weiterbildung zu beantragen. In diesem Rahmen stehen Ihnen während Ihrer gesamten beruflichen Laufbahn insgesamt 200 Stunden zu. Fragen Sie hierzu einfach Ihren Arbeitgeber.
Die Schulen in Luxemburg sind mehrsprachig. Den Kindern kommt zugute, dass der Unterricht je nach Alter und Klassenstufe in unterschiedlichen Sprachen stattfindet.
Ein mehrsprachiges Schulkonzept
Eine der Besonderheiten Luxemburgs besteht darin, dass seine Schulen mehrsprachig sind. Kinder aus Zuwandererfamilien kommt zugute, dass der Unterricht je nach Alter und Klassenstufe in unterschiedlichen Sprachen stattfindet.
Die Lehrerinnen und Lehrer sprechen mit den Kindern während des ersten Zyklus, d.h. in der Grundschule (enseignement fondamental), hauptsächlich Luxemburgisch, und führen sie allmählich an Französisch heran. Anschließend wird der Unterricht auf Luxemburgisch, Deutsch und/oder Französisch abgehalten. So werden die Schülerinnen und Schüler während ihrer Schulzeit mit mindestens drei Sprachen konfrontiert – zusätzlich zu den in der Sekundarstufe (ab 12 Jahren) erlernten Sprachen, wie Englisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch oder Chinesisch.
Gut zu wissen: Kinder aus Zuwandererfamilien, die die im Unterricht verwendete Sprache nicht beherrschen, können an einem Integrationskurs teilnehmen oder Sprachförderkurse in Luxemburgisch oder Deutsch besuchen, um ihre Integration zu erleichtern. Zudem gibt es in Luxemburg europäische und internationale Schulen, in denen die Unterrichtssprache Englisch oder Französisch ist.
Die Luxemburger können ganz einfach mitten im Gespräch von einer Sprache in die andere wechseln.
Welche Sprache(n) wird/werden in Luxemburg im Alltag verwendet?
Auch im Alltag manifestiert sich die Vielsprachigkeit Luxemburgs, und die Sprachen vermischen sich auf natürliche Weise miteinander. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie Luxemburger erleben, die ganz einfach mitten im Gespräch von einer Sprache in die andere wechseln. Sowas ist alles andere als ungewöhnlich!
Wenn Sie Ihren Wocheneinkauf erledigen oder eine Shopping-Tour machen, spricht man in der Regel Französisch, Luxemburgisch, Englisch oder Deutsch mit Ihnen. Im Restaurant wird man Französisch oder Englisch mit Ihnen sprechen. Je nach Art des Gastronomiebetriebs können Sie Ihre Bestellung sogar auf Italienisch, Portugiesisch, Spanisch usw. aufgeben. Zeitungen (sowohl als Printausgabe als auch online) werden in der Regel auf Luxemburgisch herausgegeben, sind aber auch auf Deutsch, Englisch, Französisch und Portugiesisch verfügbar. Krankenhausmitarbeiter beherrschen im Allgemeinen alle drei Landessprachen. Gleiches gilt für Mitarbeiter von Verwaltungseinrichtungen, wie etwa der Gemeinden, Steuerbehörden, Sozialversicherung, Banken, Versicherungsgesellschaften usw.
Gut zu wissen: Auch das kulturelle Leben in Luxemburg ist mehrsprachig. So werden beispielsweise in vielen Buchhandlungen Bücher in mehreren Sprachen angeboten, das Theaterprogramm ist international ausgerichtet, und Kinofilme werden in ihrer Originalfassung mit französischen, deutschen oder niederländischen Untertiteln gezeigt.
Obwohl der Gebrauch der einzelnen Sprachen in Luxemburg sehr facettenreich ist, stellen Luxemburgischkenntnisse einen großen Vorteil dar und können Zuwanderern die Integration deutlich erleichtern – sowohl privat als auch im Berufsleben. Wer seine Sätze mit einem „Villmools Merci“ oder einem „Äddi“ beendet, beim Betreten einer Einrichtung mit „Moien“ oder „Gudde Owend“ grüßt und in der Lage ist, mit dem Nachbarn ein paar Worte auf Luxemburgisch zu wechseln, kann sich damit leicht Freunde machen. Zögern Sie also nicht, diese Sprache mit ihren vielfältigen Einflüssen zu erlernen, denn sie wird es Ihnen ermöglichen, besser in die Landeskultur einzutauchen! Bis geschwënn!