Wie hoch sind die tatsächlichen Kosten in Verbindung mit Eigentum?
In der Modewelt greift man schon seit Langem auf das Konzept der „Kosten pro Nutzung“ („cost per wear“) zurück. Mit anderen Worten: Es spielt keine Rolle, wie teuer ein Kleidungsstück ist, solange es nur oft genug getragen wird, um die Kosten zu rechtfertigen. Demgegenüber war ein Schnäppchen, das die ganze Zeit nur im Kleiderschrank herumliegt oder für viel Geld chemisch gereinigt werden muss, seinen Preis möglicherweise nicht wert. Ein ähnliches Konzept gibt es für den Erwerb von Anlagewerten, aber auch für große Anschaffungen wie Häuser oder Autos – man betrachtet die mit dem Eigentum verbundenen Gesamtkosten.
Ein Anleger darf bei seiner Entscheidung nicht nur auf die Anschaffungskosten achten, sondern muss alle Kosten berücksichtigen, die während des Zeitraums anfallen, in dem er den Vermögenswert hält. Bei der Analyse der mit dem Eigentum verbundenen Kosten geht es darum, Anlegern eine noch besser fundierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen, indem alle Arten von anfallenden Kosten dabei berücksichtigt werden.
Bei Unternehmen ist das gang und gäbe. Beim Kauf eines neuen Betriebs oder technischen Geräts – beispielsweise einer neuen Produktionsanlage – werden neben den Anschaffungskosten (Investitionskosten) auch die Kosten für den laufenden Betrieb (Betriebskosten) geprüft. Möglicherweise ist der Anschaffungspreis eines Vermögenswertes deshalb so günstig, weil damit hohe Betriebs- bzw. Unterhaltskosten verbunden sind.
Nehmen wir einmal das Beispiel eines baufälligen Schlosses: Der Kaufpreis mag niedrig sein, doch die Kosten für die Reparatur des undichten Dachs, das Ersetzen der abgeblätterten Tapeten und den Einbau einer modernen Heizungsanlage können die anfänglichen Ausgaben um enorme Summen erhöhen. Ein weiteres Beispiel vom anderen Ende der Größenskala ist der Kauf von Druckern. Sie sind zwar oft günstig in der Anschaffung, aber durch den Bedarf an Tintenpatronen oder Toner, ganz zu schweigen vom Aufwand für Wartung und Netzwerkkonfiguration, können sich die Kosten deutlich erhöhen.
Bei den meisten Finanzwerten sind die mit dem Eigentum verbundenen Kosten niedrig und beschränken sich auf die Gebühren der Plattform oder die Courtagen, zu denen möglicherweise noch laufende Verwaltungsgebühren hinzukommen.
Was bedeutet das für die Anlage?
Bei den meisten Finanzwerten sind die mit dem Eigentum verbundenen Kosten niedrig und beschränken sich auf die Gebühren der Plattform oder die Courtagen, zu denen möglicherweise noch laufende Verwaltungsgebühren hinzukommen. Es wird also jedes Jahr ein geringer Betrag vom Wert eines Portfolios aus Aktien oder sonstigen Vermögenswerten oder vom Wert eines Fondsvermögens abgezogen. Inhaber von Aktienportfolios oder ausschüttenden Fonds erhalten unter Umständen auch regelmäßige Dividenden oder Anleihekuponzahlungen, die diese Kosten ausgleichen. Dennoch sind die Kosten vorhanden.
Die Inflation zu berücksichtigen, ist schwieriger. Sie kann einen weiteren Faktor darstellen, der sich auf die mit dem Eigentum verbundenen Gesamtkosten auswirkt, auch wenn die meisten Anleger diesem Umstand für einen Großteil der 2010er Jahre keine Beachtung schenkten. Sie ist nicht einfach zu prognostizieren und nur zu hohen Kosten absicherbar. Wenn eine Anlage aufgrund der Inflation jedes Jahr 3% ihres Wertes verliert, und dies nicht durch Dividendenzahlungen oder Kapitalzuwachs ausgeglichen wird, kann dieser Betrag den mit dem Eigentum verbundenen Kosten zugerechnet werden. Besonders problematisch war dies in den letzten Jahren bei Anleihen, deren Renditen häufig unter der Inflationsrate lagen.
In der Regel sind die mit dem Eigentum verbundenen Kosten bei klassischen Finanzwerten jedoch niedrig. Bei alternativen Anlagen wie Wein, Kunst oder Edelmetallen können sich mehr Schwierigkeiten für die Anleger ergeben. Wein muss richtig gelagert werden, damit er seinen Wert nicht verliert; außerdem ist eine Versicherung notwendig. Dadurch entstehen dem Eigentümer des Vermögenswerts laufende Kosten, die bei der Berechnung der Gesamtrendite berücksichtigt werden sollten. Hinzu kommt, dass solche Anlagen keine Dividenden, Zinsen oder anderen Erträge abwerfen, die diese Kosten ausgleichen.
Bei Kunst kommt es zu ähnlichen Kosten. Auktions- oder Maklergebühren sind in der Regel wesentlich höher als beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren und müssen in die Kauf- und Verkaufspreise einberechnet werden. Zudem sollten Kunstwerke unter kontrollierten Bedingungen aufbewahrt werden, um sie in ihrem gegenwärtigen Zustand zu erhalten, und die Versicherungskosten für wertvolle Werke sind oft beträchtlich.
Diese Kosten schmälern die Anlegerrendite. Der Goldpreis entwickelt sich häufig umgekehrt zu den Zinsen. Gold bringt keine Dividenden ein, und somit fallen in einem Umfeld, in dem Bargeld von hohen Zinsen profitiert, für Anlagen in Gold höhere Opportunitätskosten an. Die mit dem Eigentum verbundenen Kosten können sich auch auf den Marktpreis von Vermögenswerten auswirken.
Erwägungen zu den mit dem Eigentum verbundenen Gesamtkosten lassen sich nicht nur bei Anlagen, sondern auch bei zahlreichen Aspekten Ihrer Haushaltsfinanzen anstellen. Ein typisches Beispiel ist der Besitz eines Autos.
Andere Bereiche Ihrer Finanzen
Erwägungen zu den mit dem Eigentum verbundenen Gesamtkosten lassen sich nicht nur bei Anlagen, sondern auch bei zahlreichen Aspekten Ihrer Haushaltsfinanzen anstellen. Ein typisches Beispiel ist der Besitz eines Autos. Die Zahlungsbereitschaft für einen Neuwagen ist höher als für ein altes Auto (solange es sich dabei nicht um einen Ferrari-Oldtimer handelt). Das gilt selbst dann, wenn ein gebrauchter Wagen nur wenige Kilometer auf dem Tacho hat. Folglich verliert ein nagelneues Auto in dem Moment, in dem es das Autohaus verlässt, mindestens 10% an Wert. Nach einem Jahr hat es bis zu 20% an Wert verloren. Diese Wertminderung gehört ebenso zu den mit dem Eigentum verbundenen Kosten wie Benzin, eine Versicherung oder KFZ-Steuern.
Zudem entstehen für ein Auto, das nicht kraftstoffeffizient ist, höhere Betriebskosten. Dies könnte – in Verbindung mit Schätzungen über die künftige Entwicklung der Kraftstoffpreise – ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung zwischen einem Auto mit Verbrennungsmotor und einem Elektroauto sein. Ein weiterer Aspekt sind mögliche Reparaturkosten, die bei einem älteren Auto oder einem Oldtimer höher ausfallen dürften (ganz abgesehen davon, dass es ein Vermögen kostet, einen klassischen Ferrari zu versichern).
Alles in allem könnte ein teures, aber äußerst zuverlässiges und kraftstoffeffizientes Auto sich also letztlich als preiswerter erweisen als eines mit geringen Anschaffungskosten. In Fachpublikationen werden die Gesamtbetriebskosten verschiedener Fahrzeuge verglichen, um Käufern dabei zu helfen, ihre jeweiligen Vorzüge im direkten Vergleich zu beurteilen.
Ähnliche Berechnungen werden oft für Wohneigentum angestellt, allerdings aus etwas anderen Gründen. Ein Altbau mag romantischen Charme haben, ist aber möglicherweise schwieriger zu sanieren. Die Baustoffe sind oft teurer und vielleicht brauchen Sie ein spezialisiertes Bauunternehmen. Im Gegensatz dazu können neu gebaute Wohnungen hohe Neben- und Ausstattungskosten aufweisen; unter Umständen sind sie aber besser gedämmt und haben so geringere Heizkosten. Außerdem ist es gut möglich, dass sich die Sanitäranlagen und anderen Installationen in einem besseren Zustand befinden.
Grundsätzlich sollte ein Anleger jedoch den Kaufpreis zugrunde legen, alle potenziell mit dem Eigentum verbundenen Kosten hinzurechnen und die Summe dann durch die Nutzungsdauer des Vermögenswerts teilen.
Berechnung der mit dem Eigentum verbundenen Kosten
Je nach Art des Vermögenswerts fließen unterschiedliche Faktoren in die Berechnung der mit dem Eigentum verbundenen Kosten ein. Grundsätzlich sollte ein Anleger jedoch den Kaufpreis zugrunde legen, alle potenziell mit dem Eigentum verbundenen Kosten hinzurechnen und die Summe dann durch die Nutzungsdauer des Vermögenswerts teilen. Bei einem Auto können das Kaufpreis, Betriebskosten, Wertminderung sowie Versicherungs- und Reparaturkosten abzüglich des möglichen Verkaufspreises sein, geteilt durch die Anzahl der Jahre, die das Auto voraussichtlich im Eigentum verbleiben wird.
Die mit dem Eigentum verbundenen Gesamtkosten sind nur ein Faktor bei der Entscheidungsfindung. Allerdings können sie die Entscheidung zwischen zwei Vermögenswerten erleichtern, zwischen denen zunächst kein großer Unterschied im Hinblick auf Wert und Kosten zu bestehen scheint. Die Erwägung der Gesamtkosten kann Anlegern dabei helfen, sicherzustellen, dass sie keinen auf den ersten Blick preisgünstigen Vermögenswert erwerben, der später mit bösen Überraschungen aufwartet.