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April 25, 2024

Wie Impact Investing bei auf Nachhaltigkeit bedachten Anlegern an Boden gewinnt

  Gesammelt von myLIFE team myINVEST Februar 20, 2023 487

Der kleine, aber rasant wachsende Bereich des Impact Investing ist verantwortungsbewusstes Investieren in seiner reinsten Form. Statt ein Portfolio mit dem „am wenigsten schlechten“ Energieversorgern oder dem am fairsten geführten Tabakkonzern auszustatten, investieren Impact-Fonds nur in Unternehmen oder Projekte, die eine greifbare, messbare positive Wirkung in Bereichen bieten, die für die Gesellschaft und/oder die Umwelt wichtig sind. Dies kann CO2-Emissionen, die Förderung der Artenvielfalt, die Bereitstellung von sauberem Wasser oder die Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze betreffen.

Bei vielen Arten des verantwortungsvollen Investierens ist die Wirkung unklar. Anleger hoffen, dass sie mit ihren Investitionen in Unternehmen für saubere Energie zur Verringerung von CO2-Emissionen beitragen, haben jedoch keinen echten Beweis dafür. Ein Anlageverwalter kann sich dazu verpflichten, das Managementteam eines klima- oder umweltschädlichen Unternehmens zu Verhaltensänderungen zu bewegen, doch der Fortschritt ist wohl eher nach Jahrzehnten als nach Monaten messbar. Beim Impact Investing ist das anders: Die spezifischen sozialen oder ökologischen Auswirkungen sind für die Anleger ebenso klar ersichtlich wie ihre finanzielle Rendite.

In den letzten Jahren hat sich Impact Investing zu einer immer wichtigeren und einflussreicheren Komponente des verantwortungsbewussten Investierens entwickelt. Schätzungen des Global Impact Investing Network (GIIN) zufolge wurden im Jahr 2022 Impact-Anlagen im Umfang von 1.164 Mrd. US-Dollar von mehr als 3.300 Organisationen verwaltet.

Von der Offenlegungsverordnung bis hin zu den Nachhaltigkeitszielen

Inzwischen hat die Europäische Union ihre Klassifizierung von Fonds, mit denen nachhaltige Investitionen angestrebt werden, gemäß Artikel 9 der Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (Offenlegungsverordnung oder SFDR) eingeführt, die auch Impact-Fonds umfasst.

Impact-Anlagestrategien sind häufig auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ausgerichtet.

Impact-Anlagestrategien sind häufig auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ausgerichtet. Der 2015 geschaffene Rahmen der Vereinten Nationen für gute Praktiken im sozialen und ökologischen Bereich umfasst Aspekte wie die Beseitigung von Armut und Hunger, Gesundheit und Wohlbefinden, Bildung, Geschlechtergleichstellung, sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen, erschwingliche und saubere Energie, menschenwürdige Arbeit usw. Er bietet auch eine Struktur für die Messung von und die Berichterstattung über Fortschritte, anhand derer Unternehmen in die Pflicht genommen werden können.

Immer mehr Anleger realisieren, dass sie mit der Art und Weise, wie sie ihr Geld einsetzen, eine bestimmte Wirkung erzielen können. Aus diesem Grund wächst das Interesse an nachhaltigen Anlagen, worauf die Vermögensverwaltungskonzerne mit einer umfangreichen Palette an neuen Produkten reagieren.

Für Anleger ist es unter Umständen schwierig, sich angesichts der unzähligen nachhaltigen Anlageansätze und der komplexen Terminologie zurechtzufinden. Auch Greenwashing wurde zum Thema, denn es stand zu befürchten, dass bei von Managern als nachhaltig beworbenen Fonds die ökologischen oder sozialen Auswirkungen ihrer Anlagen übertrieben dargestellt werden könnten.

Müssen Impact-Anleger finanzielle Opfer bringen?

Vor diesem Hintergrund ist das Konzept des Impact Investing für viele Anleger leichter zu verstehen. Bei anderen Arten des verantwortungsbewussten Investierens ist es immer noch möglich, dass die indirekt an der Förderung, Verarbeitung oder dem Verbrauch fossiler Brennstoffe beteiligt sind oder in die Rüstungsindustrie investieren. Hier stellt sich die Frage, ob dies wirklich mit ihren Werten übereinstimmt. Beim Impact Investing können sie entscheiden, welche Ziele ihnen wichtig sind, etwa die Verringerung von CO2-Emissionen, gerechtere Löhne oder die Erhaltung natürlicher Lebensräume.

Es bleibt jedoch die Frage, ob Anleger, die sicherstellen möchten, dass ihre Anlagen positive Auswirkungen auf unseren Planeten haben, auf finanzielle Renditen verzichten müssen. Vor Hintergrund des Kriegs in der Ukraine und der Auswirkungen der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland wurde diese Debatte in den letzten Monaten verzerrt. In der Folge haben vor allem die Anbieter fossiler Energieträger von den stark gestiegenen Öl- und Gaspreisen profitiert. Auch alternative Energieversorger profitierten hiervon – insbesondere diejenigen, die höhere Preise für ihre Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien erzielen –, allerdings nicht in gleichem Maße.

Es bleibt die Frage, ob Anleger, die sicherstellen möchten, dass ihre Anlagen positive Auswirkungen auf unseren Planeten haben, auf finanzielle Renditen verzichten müssen. (…) Erste Daten deuten darauf hin, dass Anleger hier keine Kompromisse eingehen müssen.

Impact Investing, vor allem im aktuellen Umfang, ist relativ neu, daher mag die Beurteilung der Performance komplex erscheinen. Erste Daten deuten jedoch darauf hin, dass Anleger hier keine Kompromisse eingehen müssen. Der Bericht „Evidence on the Financial Performance of Impact Investments” des GIIN untersuchte verschiedene analytische Studien zum Impact Investing und gelangte zu folgendem Schluss: „Impact-Anleger, die marktübliche Renditen anstreben, können diese auch erzielen.

Unabhängig von Strategien und Anlageklassen erzielen Fonds der oberen Quartile, die Marktrenditen anstreben, eine ähnliche Wertentwicklung wie vergleichbare Fonds an konventionellen Märkten. Auch der Medianwert der Performance ist in vielen Fällen ähnlich. Wie an den konventionellen Märkten variiert die Performance jedoch von einem Fonds zum nächsten; die Titelauswahl des Fondsmanagers scheint also der Schlüssel zu hohen Renditen zu sein. Im Allgemeinen lässt sich beim Impact Investing dieselbe Renditespanne beobachten wie bei konventionellen Anlagen.“

Kohlenstoffemissionen kommen Unternehmen immer teurer zu stehen

Impact-Anleger dürften verschiedenen langfristigen strukturellen Trends ausgesetzt sein, beispielsweise dem nahezu weltweit bestehenden Schwerpunkt auf der Verringerung von CO2-Emissionen. In Verbindung damit werden in vielen Fällen staatliche Anreize geboten, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen.

Die EU hat sich mit der RepowerEU-Initiative und dem europäischen Grünen Deal bereits stark engagiert. In den USA sieht der 2022 verabschiedete Inflation Reduction Act im Umfang von 1.200 Mrd. US-Dollar rund 370 Mrd. US-Dollar für Bereiche wie grüne Infrastruktur, Energieeffizienz, Artenvielfalt und einen kohlenstofffreie Verkehrsmittel vor.

Mittlerweile unterscheiden Anleiheinvestoren und Banken zunehmend zwischen nachhaltigen Unternehmen und solchen, die aufgrund ihrer ökologischen oder sozialen Auswirkungen mit langfristigen Herausforderungen konfrontiert sind. Einiges deutet darauf hin, dass Kreditaufnahmen für Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsrisiken nicht bekämpfen, schwieriger und teurer werden – dadurch könnte letztlich ihre Geschäftsfähigkeit grundlegend gefährdet werden. Zumindest bei an öffentlichen Märkten notierten Unternehmen wird sich dies wahrscheinlich in der langfristigen Entwicklung der Aktienkurse widerspiegeln.

Komplizierte Datenbeschaffung

Der Bereich des Impact Investing steht selbst noch vor einer Reihe von Herausforderungen. Die Offenlegungen seitens der Unternehmen sind verbesserungswürdig, und Impact-Anleger erhalten nicht immer die benötigten Daten. Zwar stellen die meisten Unternehmen verlässliche Daten zu Treibhausgasemissionen bereit, doch eine deutlich geringere Anzahl macht auch Angaben zu den Risiken, die im Hinblick auf sauberes Wasser und auf die Artenvielfalt mit ihrer Geschäftstätigkeit verbunden sind. Einige Bereiche wie CO2-Emissionen sind leichter messbar als andere: Soziale Auswirkungen wie Arbeitnehmerrechte sind beispielsweise nur schwer quantifizierbar.

Dennoch scheint sich die Situation zu verbessern. Die EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) bietet einen Rahmen für die Offenlegung durch Unternehmen, und Impact-Anleger selbst üben Druck auf die Unternehmen aus, damit diese umfangreichere und bessere Informationen bereitstellen. Jedes Jahr werden mehr Daten erzeugt, sodass Vergleiche einfacher durchgeführt und die Auswirkungen genauer gemessen werden können.

Impact-Anlagen stecken zwar noch in den Kinderschuhen, dürften sich jedoch in den kommenden Jahren zu einem immer komplexeren Bereich entwickeln. Er findet bereits jetzt großen Anklang bei den Anlegern, und wenn sich die Messung und Berichterstattung verbessern, dürften weitere Interessenten hinzukommen – insbesondere, wenn sich herausstellt, dass Anleger keine Abstriche bei ihren Wertevorstellungen machen müssen, um Rendite zu erzielen. Ist dies also die Zukunft der nachhaltigen Anlagen?

Impact Investing unterscheidet sich von einem Portfolio, dessen Schwerpunkt auf dem Dialog mit Unternehmen zur Verbesserung ihrer Praktiken liegt: Die spezifischen sozialen oder ökologischen Auswirkungen sind für die Anleger ebenso klar ersichtlich wie ihre finanzielle Rendite.