Gamification: Geldanlage ist kein Spiel

Verführt von dem Versprechen, einfach und schnell zu investieren, haben Sie sich in das Abenteuer der Online-Handelsplattformen gestürzt. Im Laufe der Wochen widmen Sie diesen immer mehr Zeit und tätigen zunehmend Transaktionen, was die langfristige Leistung Ihrer Investitionen beeinträchtigt. Der Grund? Sie sind wahrscheinlich Opfer von Gamifizierungsmechanismen, die von Ihrer Handelsplattform genutzt werden. Worum handelt es sich genau und wie können Sie sich davor schützen? myLIFE bietet Ihnen einige Antworten.*

Haben Sie sich jemals gefragt, ob Sie sich wirklich einen Gefallen tun, indem Sie Ihr Anlageportfolio selbst verwalten? Tatsächlich ist es schwierig, seine Emotionen angesichts der Marktbewegungen im Griff zu behalten, es sei denn, man ist ein erfahrener Anleger. Und eines der sichtbarsten Symptome dieses Mangels an emotionaler Kontrolle ist sicherlich der übermäßige Handel oder Overtrading.

Overtrading

Seit Sie direkt über eine Handelsplattform investieren, überwachen Sie verstärkt die Börsenkurse, reagieren auf die zahlreichen Benachrichtigungen und verspüren den ständigen Drang, neue Transaktionen durchzuführen? Wenn die Antwort ja ist, dann nutzt Ihre Handelsplattform wahrscheinlich sogenannte Gamification-Mechanismen aus. Diese Mechanismen, inspiriert von Glücksspielen und sozialen Netzwerken, zielen darauf ab, eine Form von Verhaltensabhängigkeit zu erzeugen, die sich in einem süchtig machenden Dopaminzyklus äußert. Gefangen in diesem Spiel besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Sie in übermäßiges Trading verfallen. Dies mindert zwangsläufig die langfristige Performance Ihrer Investitionen.

Das Overtrading zeichnet sich durch ein hohes Handelsvolumen aus, das manchmal im Verhältnis zu einer rationalen Investitionsstrategie unverhältnismäßig ist. Anstatt eine langfristige Perspektive zu bewahren, erliegt der Investor der Illusion des Market Timing und neigt zu häufigen Positionswechseln, in der Hoffnung, von allen Marktbewegungen zu profitieren. Studien haben gezeigt, dass dieses Verhalten die Rendite Ihrer Anlagen aufgrund hoher Transaktionskosten und der Vielzahl von Urteilsfehlern, insbesondere aufgrund von übermäßigem Selbstvertrauen, beeinträchtigt (Barber und Odean, 2000). Darüber hinaus fördert die durch das Risiko jeder Börsenposition und die Unsicherheit der Ergebnisse erzeugte Dopamin eine Form der Abhängigkeit vom Overtrading. Dopamin ist ein wesentlicher Neurotransmitter im Belohnungssystem des Gehirns. Jedes Mal, wenn eine Transaktion mit einem Gewinn abgeschlossen wird, gibt Ihr Gehirn einen „Dopamin-Peak“ ab, der ein Gefühl des Vergnügens erzeugt. Wie bei zwanghaften Casinospielern treibt die Erwartung dieses Vergnügens den Investor dazu, ständig nach neuen Transaktionen zu suchen, um diesen dopaminergen Schub wiederzuerlangen.

Um klar zu sein, wenn man selbst investiert, ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Das Problem ist, dass moderne Online-Handelsplattformen diese Belohnungssuche ausnutzen, indem sie die Signale (Push-Benachrichtigungen, Abzeichen, Animationen usw.) vervielfachen, die einen dazu bringen, die Anwendung zu öffnen und neue Positionen einzunehmen, ohne viel nachzudenken. Man spricht dann von Verhaltensabhängigkeit, einem Phänomen, das in anderen Bereichen wie sozialen Netzwerken oder Glücksspielen bereits gut identifiziert ist.

Das Terrain ist noch fruchtbarer, wenn man kognitive Verzerrungen wie Übervertrauen betrachtet. Ein Individuum kann bei einer kurzen Abfolge von Transaktionen seinen Erfolg eher seinen eigenen Fähigkeiten als externen oder zufälligen Faktoren zuschreiben. Ermutigt durch positive Benachrichtigungen und die Anerkennung, die er von der Plattform erhält (Abzeichen, Glückwünsche usw.), wird er die Operationen vervielfachen. In Kombination mit den Transaktionskosten belastet dieses Übermaß an Vertrauen letztendlich die Rentabilität des Portfolios schwer.

In Kombination mit den Transaktionskosten belastet dieses Übermaß an Vertrauen letztendlich die Rentabilität des Portfolios schwer.

Im November 2023 veröffentlicht, zeigt die Studie „Gamification und Copy Trading in der Finanzwelt“, die über vier Jahre von der französischen Finanzmarktaufsichtsbehörde (AMF) durchgeführt wurde, dass mehr als 89% der aktiven Kunden Verluste erlitten haben, mit einem durchschnittlichen Verlust von 10.887€ pro Kunde. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass viele Nutzer, möglicherweise Anfänger, Schwierigkeiten haben, auf diesen Plattformen Gewinne zu erzielen. Es ist nicht ohne Grund, dass myLIFE Sie dazu auffordert, Experten zu diesem Thema zu konsultieren, insbesondere wenn Sie noch ein Neuling im Bereich der Investitionen sind.

Verstehen der Verhaltensmechanismen der Gamifizierung

Es ist nicht notwendig, Online-Handelsplattformen zu verteufeln. Es handelt sich um interessante Instrumente, sofern man weiß, wie sie funktionieren, und sich über die Verhaltensmechanismen im Klaren ist, die sie ausnutzen, um die kognitiven Verzerrungen zu verstärken, die Ihr Engagement fördern. Es ist in der Tat von entscheidender Bedeutung, dass Sie nicht süchtig nach etwas werden, das wie ein Spiel aussieht, aber keines ist: Ihr Geld und Ihr zukünftiges finanzielles Wohlergehen stehen auf der Waage!

Im Folgenden finden Sie einen nicht erschöpfenden Überblick über die Techniken, die von Handelsplattformen verwendet werden, um Ihnen zu helfen, sie zu verstehen, damit Sie ihnen nicht mehr zum Opfer fallen.

1. Gamblification

Die „Gamblification“ greift auf die Codes des Glücksspiels zurück. Den Nutzern werden variable und zufällige Belohnungen angeboten, wie virtuelle Rubbellose oder Verlosungen, um kostenlose Aktien zu erhalten. Diese Mechanismen ähneln stark Lotterien, bei denen die Seltenheit eines potenziellen Gewinns erhebliche Aufregung hervorruft.

• • Konkretes Beispiel. Einige Plattformen weisen zufällig eine „Überraschungsaktie“ mit einem Wert von einigen Euro bis zu mehreren hundert Euro zu. Diese Unsicherheit löst beim Investor Neugier und den Wunsch aus, erneut sein Glück zu versuchen.
  • Verhaltensauswirkung. Der Nutzer wird dazu angeregt, regelmäßig zurückzukehren, in der Hoffnung, den nächsten Gewinn „zu erzielen“. Er versucht dann, ein hohes Handelsniveau aufrechtzuerhalten, um seine Chancen auf Belohnung zu maximieren.

Aufgrund des sozialen Vergleichs versuchen viele Anleger, die Spitzenreiter zu imitieren (Copy Trading), auch wenn sie das von diesen aktuellen „Führern“ eingegangene Risiko nicht richtig einschätzen.

2. Ranglisten und Copy Trading

Ranglisten zeigen die Leistung bestimmter Händler, oft basierend auf kurzfristigen oder mittelfristigen Renditen. Aufgrund des sozialen Vergleichs versuchen viele Anleger, die Spitzenreiter zu imitieren (Copy Trading), auch wenn sie das von diesen aktuellen „Führern“ eingegangene Risiko nicht richtig einschätzen.

• • Konkretes Beispiel. Das CFA Institute (2022) stellt fest, dass, wenn Plattformen die „Top 5“ der besten Händler über einen Monat hervorheben, ein Anstieg kopierter Positionen beobachtet wird, was spekulatives Verhalten verstärkt.
  • Verhaltensauswirkungen. Unerfahrene Anleger werden von der Illusion schneller Renditen verführt und folgen massiv einer Minderheit von Händlern, die möglicherweise auf sehr volatile Vermögenswerte gesetzt haben. Dies führt manchmal zu Herdenverhalten und einem gefährlichen Mitnahmeeffekt, sowohl für den einzelnen Anleger als auch für die Marktstabilität.

3. Symbolische Belohnungen (Punkte, Abzeichen, Trophäen)

Punkte und verschiedene Abzeichen, die auf Plattformen erhalten werden, sind nicht-monetäre Belohnungen, die für die Durchführung spezifischer Aktionen vergeben werden (täglicher Login, erste Transaktion, Empfehlung eines Freundes usw.). Ihr tatsächlicher monetärer Wert ist oft vernachlässigbar, aber sie haben einen bedeutenden psychologischen Einfluss, indem sie den Benutzer wertschätzen und somit sein Engagement stärken.

• • Konkretes Beispiel. Der Erhalt eines Abzeichens für die „erste erfolgreiche Transaktion“ schafft eine emotionale Bindung zur Plattform und ermutigt dazu, mehr Trades zu tätigen, um weitere Auszeichnungen zu sammeln.
  • Verhaltensauswirkungen. Das Gefühl von Fortschritt und Anerkennung drängt den Benutzer dazu, Risikoüberlegungen zu minimieren oder sogar zu ignorieren, insbesondere weil er sich auf das Erhalten von Abzeichen konzentriert, anstatt jede Transaktion sorgfältig zu bewerten. Lächeln Sie darüber? Seien Sie vorsichtig, es passiert nicht nur anderen.

Wie kann man die Kontrolle zurückgewinnen?

Die von Handelsplattformen verwendeten Verhaltenstechniken sind starke Anreize zum Handeln. Die gute Nachricht ist, dass es möglich ist, sich Schutzmaßnahmen gegen Versuchungen zu schaffen und Handelsplattformen so verantwortungsbewusst zu nutzen. Hier ist ein Aktionsplan, um die Kontrolle über Ihre Investitionen zu behalten.

1. Eine Anlagestrategie entwickeln

Die Erstellung eines klaren langfristigen Plans (Risikoprofil, Ziele, Anlagehorizont) basierend auf Ihren Lebenszielen ist entscheidend. Ein Anleger mit einer vordefinierten Strategie wird eher dazu neigen, den Versuchungen der sofortigen Befriedigung zu widerstehen.

• • Praktischer Rat: Legen Sie eine Grenze für die Anzahl der Transaktionen fest, die pro Woche oder Monat nicht überschritten werden dürfen. Dies mag etwas künstlich erscheinen, hat jedoch den Vorteil, freiwillige Reibung einzuführen, die die Impulsivität bremst.

Legen Sie eine Grenze für die Anzahl der Transaktionen fest, die pro Woche oder Monat nicht überschritten werden dürfen. Dies hat den Vorteil, freiwillige Reibung einzuführen, die die Impulsivität bremst.

2. Regulieren Sie die Reize

Anstatt alle Benachrichtigungen und Signale der Plattform zu erleiden, übernehmen Sie die Kontrolle, indem Sie festlegen, wie Sie diese verwalten.

• • Deaktivieren oder personalisieren Sie Warnungen, sodass sie nur bei wichtigen Ereignissen und gemäß Ihrer Anlagestrategie erscheinen.
  • Planen Sie „Handelsfenster“, während derer Sie den Markt analysieren, anstatt kontinuierlich auf jede Warnung zu reagieren.

3. Führen eines Trading-Tagebuchs

Das Führen eines Trading-Tagebuchs zwingt Sie dazu, Ihre Impulsivität angesichts der Reize Ihrer Handelsplattform zu bremsen. Notieren Sie systematisch:

• • die Gründe für jede Positionsaufnahme (technische Analyse, fundamentale Überlegungen, Marktsentiment).
  • Ihre Emotionen (Gefühle von Euphorie, Angst, Dringlichkeit).

Das regelmäßige Rückgreifen auf dieses Tagebuch ermöglicht es Ihnen, Ihre kognitiven Verzerrungen (Überkonfidenz, Herdenverhalten) besser zu erkennen und Ihr Verhalten anzupassen.

4. Vertiefung des Wissens

Eine geringe finanzielle Bildung trägt oft zu impulsivem Verhalten bei. Je weniger man weiß, desto eher neigt man dazu, ohne viel nachzudenken auf einen externen Reiz zu reagieren. Es ist daher entscheidend:

• • Sich regelmäßig weiterzubilden (Webinare, Artikel, Bücher), um das Funktionieren der Märkte, der verschiedenen Anlageklassen und der Transaktionsgebühren besser zu verstehen.
  • Vielfältige und kritische Quellen zu konsultieren, um die „spielerische“ Sichtweise der Plattform auszugleichen.

5. Einen externen Blick einholen

Ein unabhängiger Finanzberater oder ein erfahrener Bekannter kann Ihnen erheblich dabei helfen, Ihre Praktiken zu hinterfragen und einen kühlen Kopf zu bewahren. Im Zweifelsfall ermöglicht ein neutraler Blick, zwischen einer echten Gelegenheit und einem einfachen „Dopamin-Kick“ durch Gamification-Mechanismen zu unterscheiden.

Sehr häufig bei Investoren, ist das Überhandeln ein schädliches Phänomen für die langfristige Leistung Ihrer Investitionen. Mit spielerischem Design und unter Verwendung von Gamification-Techniken fördern einige Handelsplattformen dieses Verhalten, indem sie unsere kognitiven Verzerrungen und den mit Dopamin verbundenen Belohnungskreislauf ausnutzen. Um Fallen zu vermeiden, entwickeln Sie eine klare Anlagestrategie und bewahren Sie eine gewisse kritische Distanz. Handel ist kein Spiel. Opfern Sie niemals Ihre langfristigen Ziele auf dem Altar der sofortigen Befriedigung. Um diese Falle zu vermeiden, gibt es eine einfache Lösung: Überlassen Sie die Verwaltung Ihrer Investitionen einem Profi.

* Inhalt aus dem Französischen übersetzt mit dem AI-Tool BIL GPT