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April 27, 2024

Die richtigen Anlagen zur richtigen Zeit

  Gesammelt von myLIFE team myINVEST November 10, 2023 472

Um unter verschiedenen Marktbedingungen langfristig positive Renditen zu erzielen, ist es wichtig, seine Investments zu streuen. Je nach Wirtschaftsumfeld eignen sich jedoch bestimmte Arten von Anlagen besser als andere. Es ist immer möglich, das Portfolio an die Wirtschaftslage anzupassen und neue Gelegenheiten zu nutzen, indem man die Verteilung auf die verschiedenen Anlageklassen und Sektoren ändert. Dies gilt insbesondere in einem volatilen Umfeld.

Beim Aufbau eines Anlageportfolios sollten stets bestimmte Regeln beachtet werden. Ein diversifiziertes und ausgewogenes Engagement in verschiedenen Branchen, Regionen und Anlageklassen trägt in der Regel dazu bei, langfristig solide Renditen zu erzielen, und beim Vermögensaufbau ist es meist sinnvoller, im Markt investiert zu bleiben, als Market Timing zu betreiben und Anlagen als Reaktion auf sich ändernde Bedingungen zu verkaufen. Andererseits ist es immer möglich, das eigene Portfolio an das aktuelle Wirtschaftsumfeld anzupassen und sich zu positionieren, um von aufkommenden Trends zu profitieren oder sich gegen mögliche Schocks abzusichern.

Die wohl wichtigste Entscheidung ist die Wahl des richtigen Verhältnisses zwischen Aktien und festverzinslichen Anlagen. Die Aktienmärkte entwickeln sich in der Regel gut, wenn die Wirtschaft wächst. Wenn Verbraucher und Unternehmen mehr Geld zum Ausgeben zur Verfügung haben, können Umsätze und Gewinne leichter gesteigert werden. Darüber hinaus können Aktien einen gewissen Schutz vor Inflation bieten, da Unternehmen – zumindest theoretisch – in der Lage sind, höhere Kosten durch Preisanhebungen auszugleichen.

Im Gegensatz dazu entwickeln sich festverzinsliche Anlagen in einem ungünstigeren wirtschaftlichen Umfeld tendenziell besser. Bei einer deflationären Entwicklung haben die fixen Zahlungen von Anleihen einen höheren Wert. Gleichzeitig ziehen sich Anleger in der Regel aus risikoreichen Anlagen wie Aktien zurück, wenn sie sich um die Wirtschaft sorgen. Dies setzt die Aktienmärkte unter Druck und beflügelt die Nachfrage nach weniger volatilen Anlagen wie Anleihen.

Einige Sektoren sind defensiver als andere und bieten über den gesamten Marktzyklus meist stabilere Erträge und Cashflows.

Absicherung oder Wachstum

Innerhalb dieser beiden Anlageklassen gibt es deutliche Unterschiede. Einige Sektoren sind defensiver als andere und bieten über den gesamten Marktzyklus meist stabilere Erträge und Cashflows. Beispiele hierfür sind das Gesundheitswesen, wo es keine wesentlichen konjunkturbedingten Nachfrageschwankungen gibt, der Rüstungssektor und Basiskonsumgüter.

Andere Bereiche zeichnen sich durch strukturelles Wachstum aus. Künstliche Intelligenz ist derzeit ein viel diskutiertes Thema und hat das Potenzial, die bestehende Wirtschaftsordnung ähnlich stark zu verändern wie das Internet. Sie könnte das Wachstum beflügeln und für Produktivitätssteigerungen sorgen. Inwieweit sich diese Erwartungen erfüllen, bleibt abzuwarten.

Darüber hinaus fließen enorme Summen in die Erzeugung und Verteilung erneuerbarer Energien, die durch finanzielle Anreize im Rahmen von Gesetzen wie dem Inflation Reduction Act in den USA und dem Fit for 55-Programm der EU gefördert werden. Diese Sektoren dürften von Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds weniger stark betroffen sein.

Alternativen

Auch im Anleihebereich gibt es Wertpapiere mit unterschiedlichen Eigenschaften. Staatsanleihen der großen Industrieländer, darunter Großbritannien, Kanada, Deutschland, Frankreich und vor allem die USA, gelten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als sicherer Hafen. Des Weiteren werden Investment-Grade-Anleihen der größten internationalen Unternehmen allgemein als risikoarm angesehen.

Der Markt für Hochzinsanleihen, der aus Titeln kleinerer oder stärker verschuldeter Unternehmen besteht, weist dagegen andere Merkmale auf. Diese Anleihen verhalten sich eher wie Aktien und können in konjunkturellen Schwächephasen, in denen die Anleger höhere Ausfallraten erwarten, unter Verkaufsdruck geraten. Staatsanleihen und Unternehmensanleihen aus Schwellenländern haben in der Regel ähnliche Eigenschaften, vor allem wenn sie auf Lokalwährungen lauten, die gegenüber dem US-Dollar oder dem Euro stark schwanken können.

Alternative Anlagen können in bestimmten Phasen des Marktzyklus ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen.

Alternative Anlagen können in bestimmten Phasen des Marktzyklus ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen. Viele der am schnellsten wachsenden Unternehmen der Welt wie OpenAI (Eigentümer von ChatGPT), der Online-Zahlungsabwickler Stripe, die Social-Media-Plattform Reddit und der Uber-Konkurrent Lyft gehören Private-Equity-Investoren.

Gold: Wenn die Anleger das Vertrauen verlieren

Private Equity und Wagniskapital bieten gut informierten Anlegern die Möglichkeit, frühzeitig in aufstrebende Technologien zu investieren, können aber sehr zyklisch sein: In Boomphasen fließt viel Geld in den Sektor, in schlechten Zeiten wird Kapital abgezogen. Die Bewertungen können in Phasen des Überschwangs überzogen sein, was zu hohen Verlusten für Anleger führen kann. Darüber hinaus hat sich der Markt für Börsengänge in den letzten Jahren abgeschwächt, was die Exit-Möglichkeiten für Private-Equity-Gesellschaften einschränkt.

Am anderen Ende des Spektrums steht Gold, die ultimative Absicherung in Krisenzeiten. Sein Wert steigt üblicherweise, wenn die Anleger das Vertrauen in traditionelle Anlagen verlieren. Beispielsweise gewann das gelbe Metall während der globalen Finanzkrise 2007 bis 2009, als ein Zusammenbruch des weltweiten Finanzsystems drohte, und zu Beginn der Corona-Pandemie massiv an Wert.

Gold ist zudem negativ mit den Realzinsen korreliert, sodass es bei niedriger Inflation und niedrigen Zinsen tendenziell im Wert steigt. Doch da es keine Erträge abwirft, kann es für die Anleger mit Opportunitätskosten verbunden sein, wenn andere risikoärmere Anlagen regelmäßige Erträge bieten.

Es gibt Phasen, in denen sich keine positive Rendite mit einer Kombination von Anlageklassen, Fonds und Wertpapieren erzielen lässt.

Schwierige Bedingungen

Es gibt Phasen, in denen sich keine positive Rendite mit einer Kombination von Anlageklassen, Fonds und Wertpapieren erzielen lässt. Während der Finanzkrise wäre es am vorteilhaftesten gewesen, nur Bargeld zu halten. Auch wenn dies kurzfristig die Verluste begrenzt hätte, ist es für den langfristigen Vermögensaufbau keine gute Strategie.

2022 war für Anleger ein schwieriges Jahr, in dem die Anleihe- und Aktienmärkte gleichzeitig einbrachen, was sehr ungewöhnlich ist. In dieser Zeit wiesen nur Energie- und Rohstoffaktien eine positive Wertentwicklung auf. Den Krieg in der Ukraine vorherzusehen und sich entsprechend zu positionieren, hätte allerdings eine erstaunliche Weitsicht erfordert.

Anleger können nicht darauf hoffen, Marktveränderungen perfekt vorherzusagen, und sollten sich hüten, dies zu versuchen – insbesondere ohne fachkundige Beratung. Wenn sie jedoch zum richtigen Zeitpunkt in eines der Anlagethemen investiert hätten, die zuletzt durch die Decke gegangen sind, wie künstliche Intelligenz, Japan oder erneuerbare Energien, hätten sie beeindruckende Renditen erzielen können.

Das Problem ist, dass Anleger diese Anlagechancen ausmachen müssen, wenn sie noch nicht am Markt erkannt wurden, was ohne Insiderwissen sehr schwierig ist. Der Mensch ist darauf programmiert, der Herde zu folgen. Deshalb greift er Ideen in der Regel erst dann auf, wenn viele andere es bereits getan haben und die Kurse somit bereits gestiegen sind.

Es können jederzeit unvorhersehbare Ereignisse auftreten. Wer hätte die Pandemie, die die Weltwirtschaft zum Stillstand brachte, und ihre längerfristigen Auswirkungen wie das Wiederaufleben der Inflation vorhersehen können? Anleger können nur versuchen, ihr Portfolio an die aktuellen Marktbedingungen anzupassen, um so ihre Chancen zu erhöhen und sich zumindest gegen vorhersehbare Risiken abzusichern. Auch wenn es nicht möglich ist, die Entwicklung der Märkte mit Sicherheit vorherzusagen, ist es doch möglich, die potenzielle Konjunkturentwicklung recht gut einzuschätzen und sein Portfolio entsprechend auszurichten.