Fünf Tipps, um intelligent zu sparen
Jobverlust, unerwartete Ausgaben, ein massiver Rückgang der Kaufkraft – finanzielle Probleme können uns völlig unvorhergesehen treffen. Oftmals bringt eine solche Situation große Rat- und Hilflosigkeit mit sich. Doch keine Panik! myLIFE steht an Ihrer Seite und hilft Ihnen mit praktischen Verhaltenstipps, wieder auf die Beine und aus den roten Zahlen zu kommen.
Wenn wir in eine finanzielle Schieflage geraten, werden wir meist von unseren Gefühlen überwältigt und wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen, um unsere Finanzen wieder in Ordnung zu bringen. Gelähmt durch unsere Urangst vor Verlusten (Verlustaversion) bleiben wir passiv und klagen allenfalls über unsere Situation. Die Gefahr ist groß, dass sich unsere Lage durch dieses Verhalten noch weiter verschlechtert. Aus verhaltenspsychologischer Sicht sind derartige Reaktionen völlig normal und leicht zu erklären. Doch es ist schwierig, aus diesem Muster auszubrechen.
Falls Sie sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden, haben wir eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Die gute: Mit den richtigen Strategien lassen sich solche Herausforderungen meistern. Die schlechte Nachricht: Sie müssen in der Lage sein, Ihre Situation sachlich zu analysieren und rational nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, und Sie benötigen Willenskraft, um die Probleme auch tatsächlich anzugehen. Was sollte Ihr Ziel sein? Ihre Ausgaben intelligent zu senken und so ein ausgeglichenes Budget zu erreichen. Dazu gilt es, einige Verhaltenstipps zu beherzigen, um aus den roten Zahlen herauszukommen, ohne es jedoch mit der Sparsamkeit zu übertreiben und in Depression zu verfallen. Mit den folgenden fünf Tipps bringen Sie Ihr Budget unter Kontrolle.
Der erste Schritt besteht darin, eine ehrliche und realistische Bestandsaufnahme Ihrer Ausgaben in den letzten Monaten zu machen.
1. Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre Ausgaben
Sobald Sie sich vom ersten Schock erholt haben, sollten Sie eine ehrliche und realistische Bestandsaufnahme Ihrer Ausgaben in den letzten Monaten machen. Vergleichen Sie diese mit Ihrer neuen finanziellen Situation, um den genauen Fehlbetrag zu ermitteln. Überlegen Sie, welche Ausgabenposten gestrichen oder reduziert werden können, ohne dass dies Ihre Lebensqualität zu sehr beeinträchtigt.
Tipp: Schauen Sie vorrangig nach Ausgaben für Dinge oder Aktivitäten, die Ihnen schon seit Längerem nicht mehr wirklich Freude bereiten. Kontrollieren Sie auch alle automatischen Abbuchungen, auf die Sie sonst möglicherweise nicht mehr so genau achten. Vielleicht zahlen Sie für eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio, das Sie kaum noch besuchen. Finden Sie heraus, was Sie streichen oder reduzieren können, angefangen mit dem, was Ihnen am wenigsten wehtut.
2. Kürzen Sie gezielt statt mit dem Rasenmäher
Haben Sie Ihre Ausgaben kategorisiert? Im nun folgenden Schritt müssen Sie einige intelligente Entscheidungen treffen – und das kann durchaus heikel sein. Begehen Sie nicht den klassischen Fehler, in allen Budgetkategorien kürzen zu wollen.
Wenn unser Einkommen steigt, neigen wir dazu, unseren Lebensstandard in allen Bereichen zu erhöhen. Daran ist nichts auszusetzen, solange wir uns vor der Lifestyle Inflation in Acht nehmen. Wenn Sie jedoch Ihren Lebensstandard senken müssen, ist es keine gute Idee, Ihre Ausgaben in allen Bereichen zu reduzieren.
Alle Ausgaben gleichzeitig zu senken, ist zu hart. Es ist sinnvoller, stattdessen gezielt vorzugehen.
Der Grund dafür ist einfach und hängt mit unserer Verlustaversion zusammen: Wenn Sie auf alles verzichten, was Sie gerne konsumieren, werden Sie echten Verlustschmerz empfinden. Sie könnten dann schnell versucht sein, Ihren Schmerz zu lindern, indem Sie Ihre Ausgaben in allen Bereichen auf einmal wieder erhöhen. Alle Ausgaben gleichzeitig zu senken, ist zu hart. Es ist sinnvoller, stattdessen gezielt vorzugehen.
Tipp: Verhaltensökonomen empfehlen, sich auf eine oder maximal zwei Ausgabenkategorien zu konzentrieren und an den dort vorgenommenen Kürzungen festzuhalten. Eine große Ausgabenkürzung ist sinnvoller als viele kleine. Wenn Sie nur bei einer begrenzten Anzahl von Ausgabenposten kürzen, werden Sie dies als weniger schmerzhaft empfinden. Auf diese Weise erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Sie dauerhaft diszipliniert bleiben.
3. Beschränken Sie sich nicht auf das Naheliegende
Beim Budget machen kleine Ausgaben nicht unbedingt den großen Unterschied. Bestimmt haben Sie schon einmal bei myLIFE oder anderswo gelesen, dass es einfach ist, Geld zu sparen, wenn Sie zum Beispiel auf den Kaffee verzichten, den Sie jeden Morgen auf dem Weg ins Büro kaufen. Das stimmt – allerdings nur, sofern dies nicht der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Experten für Verhaltensökonomie sind sich der Grenzen menschlicher Selbstbeherrschung nur allzu bewusst. Nach ihrer Ansicht ist es keine gute Idee, die Ausgaben für Lebensmittel weiter zu senken oder auf den Kaffee zum Mitnehmen zu verzichten, wenn man bereits gezwungen ist, sich in allen anderen Lebensbereichen finanziell einzuschränken. Man solle sich genau überlegen, ob man die Ausgaben für Dinge kürzt, die vielleicht das letzte bisschen Luxus darstellen, das man sich zu diesem Zeitpunkt noch leisten kann. Warum?
Zunächst, weil der Verzicht auf diese kleinen Dinge Sie jeden Tag an die Senkung Ihres Lebensstandards erinnern würde. Hier käme wiederum die Verlustaversion zum Tragen. Es ist schwierig, langfristig an einer Entscheidung festzuhalten, die sich Tag für Tag negativ auf Ihre Lebensqualität auswirkt.
Der zweite Grund ist der mentale Aufwand, den Ihr Verzicht auf solche Käufe im Alltag erfordern würde. Angesichts der täglichen Versuchungen müssten Sie permanent abwägen, ob Sie sich diese oder jene kleine Ausgabe leisten können oder nicht. Das ist zu anstrengend! Wahrscheinlich würden Sie Ihre guten Vorsätze nicht lange durchhalten, zumal diese Einsparungen nur minimal zum Ausgleich Ihres überzogenen Kontos beitragen würden, dabei aber einen verheerenden Effekt auf Ihre Motivation hätten.
Neben diesen kleinen Dingen, die das Budget nicht stark belasten, sich dafür aber auf die Lebensqualität auswirken, gibt es Ausgabenposten, die einen geringeren Effekt auf unseren Alltag haben, dafür aber finanziell schwerer wiegen. Auf diese sollten Sie sich konzentrieren.
Ein Großteil der Ausgaben, die das Budget wirklich belasten, ist uns im Alltag kaum bewusst und wird oft übersehen.
Tatsächlich ist uns ein Großteil der Ausgaben, die das Budget wirklich belasten, im Alltag kaum bewusst. Beherrscht von der Angst, das Konto nicht wieder ausgleichen zu können, sucht Ihr Gehirn nach offensichtlichen Lösungen, ohne dabei sämtliche Ausgaben in Betracht zu ziehen. Größere automatische Abbuchungen werden oft übersehen: Autoversicherung, Gebäude- und Hausratversicherung, Telefonverträge, Stromkosten, Kreditraten, sogar Daueraufträge auf ein Sparkonto oder zur Unterstützung einer NGO.
Brauchen Sie noch eine teure Kaskoversicherung, obwohl Ihr Auto schon einige Jahre auf dem Buckel hat? Durch die Überprüfung und Änderung von Versicherungspolicen lässt sich in der Regel mehr Geld sparen als durch den Verzicht auf die tägliche Tasse Kaffee. Ebenso können Sie die Optionen Ihres Telefon- oder Internetvertrags überprüfen. Eine weitere Möglichkeit ist die Neuverhandlung eines Kredits, um beispielsweise eine Laufzeitverlängerung zu erreichen. Im letzteren Fall verringert sich nicht Ihre Gesamtschuld (im Gegenteil). Doch Sie können möglicherweise den monatlichen Rückzahlungsbetrag verringern und sich so etwas Spielraum verschaffen.
Tipp: Kürzen Sie gezielt bei großen Ausgabenposten, statt nur systematisch bei kleinen täglichen Ausgaben zu sparen.
Es gibt keinen besseren Tag als heute, um den ersten Schritt aus der Krise zu machen!
4. Warten Sie nicht auf morgen, handeln Sie jetzt!
Wenn Sie für sich festgelegt haben, welche Ausgaben Sie kürzen wollen, sollten Sie nicht länger warten. Es gibt keinen besseren Tag als heute, um den ersten Schritt aus der Krise zu machen! Jeder Aufschub wird die Situation nur verschlimmern und Ihre Zukunftsangst verstärken. Je länger Sie warten, desto verlockender ist es, nichts zu tun, um nicht zu viel Lebensqualität einzubüßen – selbst wenn Sie so möglicherweise noch mehr Geld verlieren undIhr Risiko einer Überschuldung erhöhen.
Hier wirkt der gleiche Mechanismus, der Anleger bei immer weiter fallenden Kursen einer Aktie dazu verleitet, abzuwarten und auf eine Erholung zu hoffen. Profis wissen hingegen, dass es besser ist, heute einen Verlust hinzunehmen und zu verkaufen, als morgen einen noch größeren Verlust zu riskieren. Analog gilt dies auch für den befürchteten Verlust von Lebensqualität im hier beschriebenen Fall.
Tipp: Echte Probleme lassen sich meist nur lösen, wenn man entschlossen und möglichst schnell handelt.
5. Gewinnen Sie die Kontrolle zurück
Bei einem plötzlichen massiven Einkommensverlust verschlimmert sich die Situation in der Regel zunächst, bevor sie sich stabilisiert. Warum? Weil wir Kreditkarten und andere Zahlungsmittel verwenden, bei denen die Belastung mit zeitlicher Verzögerung erfolgt. Manche Menschen nutzen eine Vielzahl dieser Zahlungsmittel, wobei sich die Fälligkeiten über einen längeren Zeitraum erstrecken. Das Ergebnis: Nicht nur die Einnahmen gehen zurück, darüber hinaus wurden auch noch nicht alle Ausgaben verbucht. Um die Finanzen steht es also noch schlechter als auf dem Konto ausgewiesen.
Dieses Schema müssen Sie durchbrechen, um die Kontrolle zurückzugewinnen. Dazu sollten Sie sich zunächst einen Überblick über alle ausstehenden Zahlungen verschaffen. Außerdem sollten Sie Ihre Ausgaben für eine gewisse Zeit verringern. Und schließlich sollten Sie weniger unterschiedliche Zahlungsmittel verwenden.
Verzichten Sie vorerst auf Zahlungsmittel mit Kreditfunktion, damit Sie nicht mehr Geld ausgeben, als Sie eigentlich haben.
Tipp: Um einen realistischen Überblick über Ihre Finanzen zu erhalten, ist es empfehlenswert, ausschließlich Direktzahlungen, Überweisungen bzw. das Lastschriftverfahren zu nutzen oder das Geld, das Sie benötigen, in bar abzuheben. So lassen Sie sich nicht zu unnötigen Käufen verleiten, nur weil die Abbuchung erst später erfolgt. Verzichten Sie vorerst auf Zahlungsmittel mit Kreditfunktion, damit Sie nicht mehr Geld ausgeben, als Sie im Augenblick tatsächlich haben.
Der Umgang mit finanziellen Schieflagen oder einem Einkommensverlust ist nicht einfach. Es kommt darauf an, einen kühlen Kopf zu bewahren und die eigene Situation genau zu analysieren. Aus (oft unbewusster) Angst vor dem Schmerz, der mit einem erheblichen Rückgang des Lebensstandards einhergeht, tendieren wir häufig dazu, passiv zu bleiben. Doch wenn Sie die unsere Verhaltenstipps beachten und schnell handeln, können Sie Ihre Finanzen in den Griff bekommen, ohne auf alles Schöne im Leben verzichten zu müssen. Nur wer motiviert und zuversichtlich bleibt, kommt wieder auf die Beine!