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Dezember 22, 2024

Oldtimer – nur etwas für Liebhaber, oder auch profitabel?

  Gesammelt von myLIFE team myWEALTH September 28, 2018 14928

Oldtimer-Treffen werden auch als Eleganz-Wettbewerbe („Concours d’élégance“) bezeichnet. Es ist klar ersichtlich, warum diese glänzenden Meisterwerke des Designs und der Ingenieurskunst diese Bezeichnung verdienen und warum moderne Automodelle nur selten eine vergleichbare Leidenschaft wecken. Wenngleich sie eine echte Augenweide sind und es ein tolles Gefühl ist, sie zu fahren und darin gesehen zu werden, stellt sich die Frage: Kann man damit auch Geld verdienen?

Oldtimer mit einer aufregenden Geschichte können schwindelerregende Summen erzielen. So wurde beispielsweise im Juli 2018 der Aston Martin DB5, den Pierce Brosnan 1995 im James-Bond-Film GoldenEye fuhr, durch das Auktionshaus Bonhams für 2 Millionen Pfund beim Goodwood Festival of Speed in England versteigert. Schätzungen waren von 1,2 bis 1,6 Millionen ausgegangen.

Der Preis des Aston Martin ist allerdings immer noch weit von der Summe von 48 Millionen US-Dollar entfernt, die im gleichen Jahr für einen 1962er Ferrari 250 GTO gezahlt wurde – ein Rekord, der seinerseits im Jahr 2022 gebrochen wurde, als ein Sammler einen 1955er Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé für 135 Millionen US-Dollar erwarb.

„Am Anfang schaute ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen.“ – Ferdinand Porsche

Marktschwankungen

Bis zum Jahr 2017 wurden am Markt für Oldtimer hohe Erträge erwirtschaftet. Der internationalen Immobilienberatungsgesellschaft Knight Frank zufolge stieg der Wert von Oldtimern in den zehn Jahren bis Februar 2016 um 469%. Seitdem gab es jedoch Schwankungen am Markt, wobei die Preise der meisten Oldtimer-Kategorien stagnierten bzw. während der COVID-19-Pandemie zurückgingen, so der britische Anbieter von Daten zu Luxusautos Hagerty Group. Laut Knight Frank sind die Preise in den zehn Jahren bis Anfang 2023 dennoch um 185% gestiegen.

Im Jahr 2022 stieg der Wert des Gold Index von Hagerty, der Autos wie den Ferrari F40 und den Mercedes-Benz 300SL Gullwing enthält, sprunghaft an. Die Firma erklärte allerdings, dass sich die Indizes, die die Preise von Porsches abbilden, in den fünf Jahren seit Februar 2018 kaum verändert haben, und ihr Ferrari-Index lag im gleichen Zeitraum 5% niedriger.

Es gibt unterschiedliche Erklärungen für Schwankungen am Markt. Abgesehen von den Auswirkungen wirtschaftlicher Hochs und Tiefs und der relativen Attraktivität anderer Anlageklassen wie Aktien und Anleihen sowie neuerdings Kryptowährungen können Experten zufolge auch die Wechselkurse eine wichtige Rolle bei der Preisbildung spielen, insbesondere im oberen Marktsegment.

Steuervorteile

Ungeachtet der Unwägbarkeiten des Marktes gibt es klare Argumente für den Kauf von Oldtimern anstelle neuer Modelle. Außer einigen wenigen Modellen, die schon heute teuer, selten und äußerst beliebt sind, verliert so ziemlich jedes neue Auto schnell an Wert, sodass jemand, der im Begriff ist, eine Menge Geld auszugeben, möglicherweise einen Oldtimer bevorzugt, dessen Werterhalt unter Umständen höher ist.

Ein Oldtimer kostet möglicherweise auch weniger Kfz-Steuer. In Luxemburg sieht das 2016 in Kraft getretene Gesetz über Oldtimer eine deutlich geringere Kfz-Steuer für Autos vor, die als historische Fahrzeuge gelten. Das Auto muss hierfür mindestens 30 Jahre alt sein, sich in einem guten Betriebszustand befinden, sein Aussehen muss dem Original entsprechen und es bedarf der Bescheinigung eines Sachverständigen der Nationalen Gesellschaft für Kfz-Verkehr (SNCA).

Oldtimer bieten unter Umständen auch Vorteile in Sachen Kapitalertragsteuer. In Großbritannien wird beim Verkauf eines Oldtimers keine Kapitalertragsteuer fällig. Autos jeder Art gelten als abnutzbare Wirtschaftsgüter mit einer Nutzungsdauer von weniger als 50 Jahren, auch wenn sie noch vollständig fahrtauglich sind.

Wartung und Reparatur

Es handelt sich hierbei jedoch nicht um einen Markt für Laien oder weniger betuchte Anleger. Der Besitz eines Oldtimers ist nicht vergleichbar mit dem Besitz eines normalen Autos: Ihre örtliche Werkstatt kann die notwendigen Reparaturen mitunter nicht durchführen und die Nutzung und Wartung können hohe Kosten verursachen.

Für die Reparatur von Oldtimern ist häufig professionelles Ingenieurwissen notwendig, sodass selbst Besitzer, die ihrer eigenen Einschätzung nach recht versiert darin sind, Reparaturen in Eigenregie durchzuführen, hier an ihre Grenzen stoßen. Außerdem sind sie in Sachen Kraftstoffverbrauch höchstwahrscheinlich nicht so sparsam wie moderne Modelle. Es handelt sich um Show-Fahrzeuge, die für Ausstellungen gedacht sind und sich nicht unbedingt für den täglichen Berufsverkehr eignen.

Viele Käufer von Oldtimern kaufen ihre Fahrzeuge bei Auktionen oder durchforsten Fachmagazine, um versteckte Juwelen zu finden. Am besten fangen Sie mit einem klaren Budget an, in dem auch die Kosten für die Kfz-Versicherung und -Steuern, eventuelle Auktionskosten und die Kosten für den Rücktransport enthalten sind.

Die Herkunft gilt unter Experten als äußerst wichtig. An so ziemlich allen Oldtimern wurden – in manchen Fällen recht umfassende – Reparaturen vorgenommen, und die Käufer benötigen eine Bestätigung, dass diese auch ordnungsgemäß durchgeführt wurden. Ein weit zurückreichender Nachweis darüber, in wessen Besitz sich das Auto befand und wie es gepflegt wurde, ist der beste Schutz.

Oldtimer-Fonds

Bernie Ecclestone, der milliardenschwere ehemaliger Besitzer der Formel-1-Vertriebsrechte, der seine Karriere als Gebrauchtwagenhändler in London begann, ist ein begeisterter Sammler von Oldtimern. Sein Tipp für alle, die Geld mit Oldtimern verdienen wollen, ist einfach: „Kaufen Sie günstig.“ Ecclestone ist allerdings bekannt dafür, dass er es für das richtige Auto auch gerne mal übertreibt: So kaufte er Ayrton Sennas 1993er McLaren für 4,1 Millionen Euro. Und da die Restauration von Oldtimern viel Zeit und Geld kostet, ist es für einen Neueinsteiger wohl ratsamer, in Qualität zu investieren.

Der Tipp des ehemaligen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in Sachen Oldtimer als Geldanlage ist einfach: Kaufen Sie günstig.

Wie für andere Sammlerobjekte, wie z.B. Wein, Uhren und Kunstwerke, wurden auch für Anlagen in Oldtimern mehrere Investmentfonds aufgelegt, um das Anlegerkapital für die häufig teuren Autos zu bündeln. Der Schweizer Vermögensverwalter Hetica Capital hat 2021 einen geschlossenen Fonds in Luxemburg mit einem Volumen von 50 Millionen Euro aufgelegt, der nach sieben Jahren eine Rendite zwischen 9% und 15% erzielen soll. Der italienische spezialisierte Vermögensverwalter Azimut Investments plant für das Jahr 2023 die Auflegung des nach seinen Angaben weltweit ersten Evergreen-Fonds, der ebenfalls im Großherzogtum domiziliert ist, sich auf Oldtimer konzentriert und in Autos im Wert von mindestens 1 Millionen Euro investiert.

Den Einschätzungen von Analysten zufolge war der Erfolg von Oldtimer-Fonds bisher jedoch eher mittelmäßig. Die Fondsmanager verfügen zwar über Fachkenntnisse in Sachen Kauf und Verkauf von Oldtimern, erheben jedoch in der Regel auch hohe jährliche Verwaltungsgebühren. Der Mindestanlagebetrag liegt für beide Fonds bei 125.000 Euro. Dietrich Hatlapa, Gründer des Oldtimer-Researchunternehmens HAGI, das Branchendaten an Knight Frank liefert, äußert sich skeptisch: In der Vergangenheit wurde mehr als 100 Mal versucht, einen Oldtimer-Fonds aufzulegen. Niemand hat es geschafft, sowohl eine diversifizierte Investorenbasis als auch ein diversifiziertes Fahrzeugportfolio aufzubauen.“

Ein weiteres Problem ist, dass Anleger von Investmentfonds auf zwei der größten Vergnügen verzichten müssen, die der tatsächliche Besitz eines Oldtimers bietet: sich an ihrem Anblick zu erfreuen und sie zu fahren. Einige Fonds ermöglichen es den Anlegern, sich die Autos anzuschauen und sie auch gelegentlich zu fahren. Dies ist jedoch nicht vergleichbar damit, sie in der eigenen Garage stehen zu haben, allzeit bereit für eine Spritztour.

Dieser Markt ist nichts für Laien oder weniger betuchte Anleger: Ihre örtliche Werkstatt kann die notwendigen Reparaturen mitunter nicht durchführen und die Nutzung und Wartung können hohe Kosten verursachen.