Oldtimer – nur etwas für Liebhaber, oder auch profitabel?
Oldtimer-Treffen werden auch als Eleganz-Wettbewerbe („Concours d’élégance“) bezeichnet. Es ist klar ersichtlich, warum diese glänzenden Meisterwerke des Designs und der Ingenieurskunst diese Bezeichnung verdienen und warum moderne Automodelle nur selten eine vergleichbare Leidenschaft wecken. Wenngleich sie zweifellos eine Augenweide sind und es ein tolles Gefühl ist, sie zu fahren und darin gesehen zu werden, stellt sich die Frage: Kann man damit auch Geld verdienen?
Oldtimer mit einer aufregenden Geschichte erzielen schwindelerregende Summen. So wurde beispielsweise im Juli dieses Jahres der Aston Martin DB5, den Pierce Brosnan 1995 im James-Bond-Film GoldenEye fuhr, beim Goodwood Festival of Speed in England versteigert.
Das Auktionshaus Bonhams schätzte, dass für den DB5 Gebote von bis zu stolzen 1,6 Mio. GBP (2,1 Mio. USD) abgegeben werden könnten – wobei dies immer noch weit von der Summe von 38 Mio. USD entfernt ist, die 2014 für einen 1962er Ferrari 250 GTO gezahlt wurde und den bisherigen Rekord von 31 Mio. USD für einen 1954er Mercedes-Benz W196R brach.
„Am Anfang schaute ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen.“ – Ferdinand Porsche
Schwächelnder Markt
Bis zum Jahr 2017 wurden am Markt für Oldtimer hohe Erträge erwirtschaftet. Der internationalen Immobilienberatungsgesellschaft Knight Frank zufolge stieg der Wert von Oldtimern in den zehn Jahren bis Februar 2016 um 469%.
Seitdem hat sich die Entwicklung jedoch verlangsamt und viele Märkte für Luxusfahrzeuge tendierten 2017 seitwärts oder verzeichneten Verluste. Beim Festival of Speed, das als Marktbarometer gilt, wurde kein Fahrzeug für mehr als 1 Mio. GBP verkauft.
Dieser Abwärtstrend wurde den steigenden Zinsen in den USA und Großbritannien zugeschrieben, die spekulative Anlagen ausbremsten, oder auch dem Mangel an „Star“-Käufen. Der lebhafte Aktienmarkt könnte jedoch ebenfalls eine Rolle gespielt haben.
Die Aktien- und Anleihenmärkte scheinen sich gegenläufig zum Oldtimermarkt zu entwickeln: Oldtimer erfreuen sich großer Beliebtheit, wenn sich die Anleger um die Aktien- und Anleihenkurse Sorgen machen, und umgekehrt. Eine weitere mögliche Ursache ist, dass sich die spekulativen Anleger den Kryptowährungen zugewandt haben.
Spezialisierte Anleger
Was auch immer die Ursache sein mag, den meisten Analysten zufolge haben die „Hobby-Sammler“ den Markt den anspruchsvolleren spezialisierten Anlegern überlassen, die über Expertenwissen verfügen und genau wissen, wonach sie suchen müssen. Das bedeutet, dass nicht jedes Auto automatisch einen Käufer findet und Oldtimer immer häufiger herausragende Merkmale aufweisen müssen, um hohe Bewertungen zu erzielen, wie beispielsweise einen prominenten Besitzer oder einen kurzen Auftritt in einem berühmten Film.
Marktbeobachter sind sich jedoch einig, dass es sich lediglich um eine Verlangsamung und nicht um einen Einbruch handelt. Der wichtigste Preisindex für Oldtimer, das Hagerty Market Rating, steigt seit diesem Jahr wieder stetig an, und auch in den Auktionshäusern herrscht wieder mehr Betrieb. Gleichwohl ist für das Jahr 2018 und darüber hinaus eine bedeutende Wende bei den vom Markt hoch geschätzten Automodellen zu verzeichnen.
Hagerty unterscheidet sieben Hauptkategorien: 1950s American, Affordable Classics, Blue Chip, British Cars, Ferrari, German Collectibles und Muscle Cars. Im Allgemeinen konnten die Oldtimer im oberen Marktsegment ihren Wert erhalten. Liebhaber sind nach wie vor bereit, mehr als 1 Mio. GBP für einen 1960er DB5 Convertible von Aston Martin zu zahlen.
Während teure europäische Autos bisher ganz oben auf der Wunschliste der großen Fans standen, werden derzeit günstigere US-Modelle stärker nachgefragt, angeführt vom 1973-1987er Chevrolet C/K Series Pickup sowie dem 1945-1968er Dodge Power Wagon.
Steuervorteile
Ungeachtet der Marktentwicklung gibt es klare Argumente für den Kauf von Oldtimern: Fast jedes neue Auto verliert schnell an Wert, sodass jemand, der sowieso eine Menge Geld ausgeben kann, möglicherweise einen Oldtimer bevorzugt, dessen Werterhalt höher ist und der unter Umständen gleichzeitig weniger Kfz-Steuern kostet.
In Luxemburg trat im Februar 2016 ein neues Gesetz über Oldtimer in Kraft. Gilt ein Auto als historisches Fahrzeug, wird dafür eine bedeutend geringere Kfz-Steuer erhoben. Um diesen Status zu erhalten, muss das Auto mindestens 30 Jahre alt sein, sich in einem guten Betriebszustand befinden und Aussehen und Merkmale müssen dem Original entsprechen. Dies muss durch einen Sachverständigen der Nationalen Gesellschaft für Kfz-Verkehr (SNCA) bescheinigt werden.
Oldtimer bieten unter Umständen auch Vorteile in Sachen Kapitalertragsteuer. In Großbritannien wird beim Verkauf eines Oldtimers keine Kapitalertragsteuer fällig. Autos jeder Art gelten als abnutzbare Wirtschaftsgüter mit einer Nutzungsdauer von weniger als 50 Jahren, auch wenn sie noch vollständig fahrtauglich sind.
Wartung und Reparatur
Es handelt sich hierbei jedoch nicht um einen Markt für Laien. Der Besitz eines Oldtimers ist nicht vergleichbar mit dem Besitz eines normalen Autos: Ihre örtliche Werkstatt kann die notwendigen Reparaturen mitunter nicht durchführen und die Nutzung und Wartung können hohe Kosten verursachen.
Für die Reparatur von Oldtimern ist häufig Expertenwissen notwendig, sodass selbst Besitzer, die recht versiert darin sind, Reparaturen in Eigenregie durchzuführen, hier an ihre Grenzen stoßen. Des Weiteren sind sie in Sachen Kraftstoffverbrauch höchstwahrscheinlich nicht so sparsam wie moderne Modelle. Es handelt sich hierbei um Show-Fahrzeuge, die zwar perfekt für Ausstellungen sind, sich jedoch für den täglichen Berufsverkehr nur bedingt eignen.
Viele Käufer kaufen bei Auktionen oder durchforsten Fachmagazine, um versteckte Juwelen zu finden. Am besten fängt man mit einem klaren Budget an, in dem auch die Kosten für die Kfz-Versicherung und -Steuern, die Auktionskosten und die Kosten für den sicheren Rücktransport enthalten sind.
Die Herkunft gilt als äußerst wichtig. An so ziemlich allen Oldtimern wurden schon einmal Reparaturen vorgenommen und die Käufer benötigen eine Bestätigung, dass diese auch ordnungsgemäß durchgeführt wurden. Ein weit zurückreichender Nachweis darüber, in wessen Besitz sich das Auto befand und wie es gepflegt wurde, ist der beste Schutz.
Oldtimer-Fonds
Bernie Ecclestone, der milliardenschwere ehemaliger Besitzer der Formel-1-Holding, der seine Karriere als Gebrauchtwagenhändler in London begann, ist ein begeisterter Sammler von Oldtimern. Sein Tipp für alle, die Geld mit Oldtimern verdienen wollen, ist einfach: „Kaufen Sie günstig.“
Der Tipp des ehemaligen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in Sachen Oldtimer als Geldanlage ist einfach: Kaufen Sie günstig.
Ecclestone ist allerdings bekannt dafür, dass er es für das richtige Auto auch gerne mal übertreibt: So kaufte er Ayrton Sennas 1993er McLaren für 4,1 Mio. EUR. Und da die Restauration von Oldtimern viel Zeit und Geld kostet, ist es für einen Neueinsteiger wohl ratsamer, in Qualität zu investieren.
Wie für andere Sammlerobjekte (z.B. Wein) wurden auch für Anlagen in Oldtimern mehrere Investmentfonds aufgelegt, um das Anlegerkapital für die häufig teuren Autos zu bündeln. Der Erfolg war jedoch eher mittelmäßig. Die Fondsmanager verfügen zwar über Fachkenntnisse in Sachen Kauf und Verkauf von Oldtimern, erheben jedoch auch oft hohe jährliche Verwaltungsgebühren.
Des Weiteren müssen Anleger von Investmentfonds auf zwei der größten Vergnügen verzichten, die der tatsächliche Besitz eines Oldtimers bietet: sich an ihrem Anblick zu erfreuen und sie zu fahren. Einige Fonds ermöglichen es den Anlegern, sich die Autos anzuschauen und sie auch gelegentlich zu fahren. Dies ist jedoch nicht vergleichbar damit, sie in der eigenen Garage stehen zu haben, allzeit bereit für eine Spritztour.