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März 28, 2024

Robo-Advising: Gut oder schlecht?

  Gesammelt von myLIFE team myINVEST April 24, 2018 7845

Sind Sie bereit, sich von einem Roboter in Fragen der Geldanlage beraten zu lassen oder einen Roboter mit der Verwaltung Ihres Online-Portfolios zu betrauen? Nach anfänglicher Skepsis werden Robo-Advisor nun auch in Luxemburg eingesetzt, unter anderem bei renommierten Instituten. Zeit, einen genaueren Blick auf diese neuen „Berater“ zu werfen, deren Erfolg sich erst noch zeigen muss.

Das Internet hat zur Demokratisierung im Börsenhandel beigetragen, wobei eines jedoch nicht von der Hand zu weisen ist: Die Mehrheit der Online-Anleger verfügt nicht über das nötige Wissen für eine sinnvolle Vermögensallokation. Wohlhabendere Anleger können hingegen, auch ohne selbst Experten zu sein, von den Fachkenntnissen Ihrer Bankberater profitieren, die Ihnen bei der Verwaltung ihres Vermögens unter Berücksichtigung ihrer Situation und ihres Anlegerprofils helfen.

Das Aufkommen der Robo-Advisor scheint diese Ungleichheit zu beseitigen und ein weiterer Schritt hin zur Demokratisierung der Kapitalanlage zu sein, sei es in Form von Anlageberatung oder Vermögensverwaltung. Aber sollte man die Portfolioverwaltung wirklich Algorithmen überlassen? Die Frage ist falsch gestellt. Algorithmen haben Vor- und Nachteile. Deshalb sollten Sie je nach Ihren Bedürfnissen entscheiden, in welchen Fällen ein Einsatz sinnvoll ist.

Was ist Robo-Advising?

Einfach ausgedrückt handelt es sich um automatisierte Finanzberatung. Basierend auf einer Analyse Ihrer persönlichen Daten und Ihres Anlegerprofils erhalten Sie durch Algorithmen generierte Kauf- und Verkaufsempfehlungen bzw. werden diese Käufe oder Verkäufe für Sie durchgeführt.

Der große Unterschied zur traditionellen Vermögensverwaltung besteht darin, dass der Roboter ausschließlich auf der Basis dieser vorhergehenden Analyse emotionslos und ohne Berücksichtigung von Umständen handelt. Menschliche Eingriffe sind bei Prozessen, die keinen echten Mehrwert für Anleger bieten, begrenzt bzw. entfallen. Zudem werden diese Lösungen in der Regel auf digitalen Plattformen angeboten, die ergonomisch und interaktiv sind und den Anlegern Edutainment-Inhalte bieten, um sie zu binden.

Wie funktioniert das?

Die Verfahren sind äußerst unterschiedlich, insbesondere was den Grad menschlicher Intervention betrifft. Bei Ihrem ersten Kontakt mit dem Robo-Advisor füllen Sie einen Fragebogen, der unterschiedlich lang sein kann, über die Benutzeroberfläche aus. Dies dient dazu, Ihr Anlegerprofil zu bestimmen, also Ihre Anlageziele (einschließlich Ihrer Risikotoleranz), finanzielle Situation sowie Kenntnisse und Erfahrungen im Anlagebereich. Anhand dieses Profils wird anschließend automatisch die Vermögensallokation festgelegt.

Die Wertpapierauswahl erfolgt meist nach dem Prinzip der Diversifikation, um ein effizientes Portfolio aufzubauen, wobei in der Regel in Indexfonds investiert wird, die Aktienindizes nachbilden.

Die Wertpapierauswahl erfolgt meist nach dem Prinzip der Diversifikation, um ein effizientes Portfolio aufzubauen, wobei in der Regel in Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF) investiert wird, die Aktienindizes nachbilden. Manchmal wird abhängig von Ihren jeweiligen Interessen, die Sie durch Auswahl aus einer vordefinierten Liste angeben können, durch den Algorithmus ein sehr kleiner Anteil von Wertpapieren aus diesem Interessenbereich ins Portfolio aufgenommen.

Da sich Robo-Advising auf passives Management stützt, geht damit auch eine kleine Revolution bei der Anlagementalität einher. Tatsächlich setzen die meisten Finanzberater heute noch auf aktives Management, bei dem die Anlageexperten Kauf- und Verkaufsentscheidungen mit dem Ziel treffen, die Indizes zu übertreffen. Das passive Management geht hingegen von der Effizienz des Marktes aus und davon, dass dieser langfristig nicht übertroffen werden kann.

Vorteile

Der größte Vorteil für den Anleger sind die niedrigen Kosten, was die Anlage effizienter macht. Durch das passive Management können bestimmte Aufgaben automatisiert und damit die laufenden Kosten gesenkt werden. Das Kostenargument ist in Zeiten niedriger Zinsen und Renditen umso überzeugender!

Geringere Kosten bedeuten auch besseren Zugang zu Anlagen. So kann man auf diesen Plattformen bereits Beträge von einigen hundert Euro oder weniger investieren.

Geringere Kosten bedeuten auch besseren Zugang zu Anlagen. So kann man auf diesen Plattformen bereits Beträge von einigen hundert Euro oder weniger investieren. Robo-Advising wird auch die Kundenbeziehungen und den Prozess für Anleger erheblich verändern:

  • einfacher Zugang zu den Online-Diensten, oft rund um die Uhr und überall dort, wo Sie Zugang zum Internet haben;
  • schnellere Ausführung und hohe Reaktionsgeschwindigkeit infolge der Automatisierung sämtlicher Prozesse, die einen geringen Mehrwert für den Anleger bieten;
  • investieren ohne Emotionen. Dies kann sowohl als Vorteil als auch als Nachteil betrachtet werden. Es bedeutet, dass der Robo-Advisor die Strategie konsequent und im Einklang mit den bereitgestellten Informationen und Regeln des Algorithmus umsetzt.

Nachteile

Das Fehlen eines menschlichen Beraters wird von vielen Anlegern nach wie vor als Manko angesehen. Allgemein wird der emotionslose Prozess von einigen Experten als Risiko wahrgenommen. Denn für sie ist unklar, wie die Robo-Advisor auf plötzliche Marktschwankungen, vor allem Abwärtsbewegungen, reagieren werden. Diese Fluktuationen resultieren häufig aus völlig irrationalem Verhalten, während der Algorithmus auf vordefinierten rationalen Regeln basiert.

Andere sehen auch das passive Management als Nachteil an. Viele Experten sind der Ansicht, dass sich mit aktivem Management höhere Renditen erzielen lassen als mit passivem Management. Sollten sie recht haben, würde man Ertragspotenzial verschenken, wenn man sich für Robo-Advising entscheidet, vorausgesetzt, es stehen beide Möglichkeiten offen.

Zudem sollten die Anleger die regulatorischen Bedingungen berücksichtigen. Diese Lösungen sind neu und werfen Fragen auf, vor allem was die Verarbeitung persönlicher Daten betrifft, wenn diese nicht direkt bei der Bank gespeichert sind. Auch das Betrugsrisiko muss angesprochen werden. Ist es bei dieser Art der Anlageverwaltung höher? Wie ist der Algorithmus vor externer Manipulation geschützt? Auch wenn es keinen Grund gibt, an der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen zu zweifeln, ist es noch zu früh, um das Risiko einschätzen zu können.

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass sich Robo-Advising nach einem Modellportfolio richtet. Konkret bedeutet dies, dass die Ersparnisse von Anlegern mit dem gleichen Risikoprofil in exakt gleicher Weise investiert werden können.

Schließlich muss man sich darüber im Klaren sein, dass sich Robo-Advising nach einem Modellportfolio richtet. Konkret bedeutet dies, dass die Ersparnisse von Anlegern mit dem gleichen Risikoprofil in exakt gleicher Weise investiert werden können. Robo-Advising ist keine Dienstleistung im eigentliche Sinn, sondern eher ein Produktkonzept, das man je nach seinen Präferenzen und Zielen befürworten oder ablehnen kann.

Fazit

Robo-Advisor bieten dank äußerst leistungsstarker Technologie unbestreitbare Vorteile. Allerdings ersetzen sie nicht den regelmäßigen Austausch mit Ihrem Bankberater, der vor allem in der Lage ist, die emotionale Dimension Ihrer Präferenzen zu verstehen, und Ihnen ein maßgeschneidertes aktives Management bieten kann. Robo-Advising ermöglicht es einer wachsenden Zahl von Personen, Kapitalanlagen zu tätigen sowie ein strategisches Portfolio schnell und effizient aufzubauen. Damit haben Bankberater mehr Zeit, sich um das kümmern, was wirklich wichtig ist: die Beziehung zu ihren Kunden.