Spezialfonds: ein hervorragendes Instrument für erfahrene Anleger
Sie haben Ihre ersten Schritte als Anleger gemeistert? Dann ist es Zeit, mehr über Anlageinstrumente zu erfahren, die erfahrenen Anlegern vorbehalten sind. In diesem Artikel legen wir den Fokus auf Fonds und insbesondere Luxemburger Spezialfonds (SIF).
Was ist ein Investmentfonds?
Bei einem Investmentfonds oder Organismus für gemeinsame Anlagen (OGA) handelt es sich um ein Finanzprodukt, mit dem das Geld von einer Vielzahl von Anlegern gebündelt wird, die ähnliche Anlageziele (hinsichtlich Anlageklassen, Sektoren, geografischer Regionen usw.) haben. Das Geld wird gesammelt und in Anlageprodukte wie Aktien, Anleihen, Währungen oder Rohstoffe investiert. Über Fonds können Privatanleger in größerem Maßstab investieren und so von niedrigeren Kosten profitieren.
Anleger können in verschiedene Arten von Fonds mit unterschiedlichem Risikoprofil investieren und ihre Anlagen diversifizieren.
Die Anlage kann über eine Bank, einen Broker, eine Versicherungsgesellschaft oder direkt über eine Fondsgesellschaft erfolgen. Das Fondsvermögen wird vom Fondsmanager verwaltet. Er kauft und verkauft Anteile im Einklang mit der Anlagestrategie und den Eigenschaften des OGA.
Es gibt viele unterschiedliche regulierte und nicht regulierte Investmentfonds mit unterschiedlichen Eigenschaften: Fondstyp (Gesellschaft, vertragliche Vereinbarung usw.), Ertragsverwendung (Thesaurierung/Ausschüttung der Erträge), Managementansatz, Verpflichtungen des Fonds, Transaktionskosten usw.
Um einen Fonds zu finden, der den eigenen Anlagezielen und dem eigenen Anlegerprofil entspricht, sollten sich potenzielle Zeichner gründlich über das jeweilige Instrument informieren, indem sie die Fondsdokumente (z.B. Prospekt, Gründungsurkunde, wesentliche Anlegerinformationen) aufmerksam lesen. Die Fondsdokumente enthalten Informationen über die Ziele, die Strategie, die genaue Funktionsweise, die Wertentwicklung und das Risikoprofil des Fonds.
Nachdem sie sich informiert haben, können Anleger in verschiedene Arten von Fonds mit unterschiedlichem Risikoprofil investieren und ihre Anlagen diversifizieren. Denn es ist ratsam, nicht alles auf eine Karte zu setzen!
Spezialfonds
Sie wissen jetzt etwas mehr über Investmentfonds. Konzentrieren wir uns nun auf Spezialfonds (Specialised Investment Fund, SIF).
Die Rechtsgrundlage für diese Art von Fonds wurde in Luxemburg durch das Gesetz vom 13. Februar 2007 über Spezialfonds (in der jeweils gültigen Fassung) geschaffen. Im Gegensatz zu „traditionellen“ OGA sind die Anteile von Spezialfonds „erfahrenen“ Anlegern vorbehalten, d. h. institutionellen und professionellen Anlegern sowie Privatkunden, die über fundierte Kenntnisse der Funktionsweise von Investmentfonds verfügen.
Wer in einen Spezialfonds investieren will und nicht in die Kategorie der institutionellen oder professionellen Anleger fällt, muss schriftlich erklären, dass er ein „erfahrener Anleger“ ist, und:
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- mindestens 125.000EUR investieren, oder
- eine schriftliche Bestätigung eines Kreditinstituts, einer Wertpapierfirma oder einer Verwaltungsgesellschaft vorlegen, dass er die nötigen Kenntnisse und Erfahrung für eine Investition in einen Spezialfonds besitzt.
Im Falle von Spezialfonds:
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- deren Anteile auf Antrag des Anlegers zurückgenommen werden können und deren Nettoinventarwert 100 Mio. EUR übersteigt,
- deren Anteile auf Antrag des Anlegers zurückgenommen werden können, die kein Fremdkapital aufnehmen können und deren Nettoinventarwert 500 Mio. EUR übersteigt,
muss ein externer Verwalter alternativer Investmentfonds (Alternative Investment Fund Manager, AIFM) ernannt werden oder der jeweilige Spezialfonds muss die in der AIFM-Richtlinie dargelegten Anforderungen an die wirtschaftliche Substanz erfüllen.
Wie funktioniert ein Spezialfonds?
Bei einem Spezialfonds kann es sich um ein kollektives Anlageinstrument für mehrere Anleger oder um ein Instrument für einen einzigen Anleger handeln. Wenn der Spezialfonds für nur einen Anleger bestimmt ist, kann dieser die Anlagestrategie bestimmen. Er kann zudem eine Verwaltungsgesellschaft ernennen, die das Portfoliomanagement und die Verwaltung des Spezialfonds übernimmt.
Spezialfonds profitieren von einer weniger strengen Regulierung im Vergleich zu traditionellen OGA und von attraktiven Steuerbedingungen.
Spezialfonds können in verschiedene Arten von Vermögenswerten investieren, darunter traditionelle Finanzprodukte (Aktien, Anleihen, Barmittel usw.), Risikokapitalfonds, Hedgefonds und Immobilien. Sofern keine Sonderregelung gilt, dürfen nicht mehr als 30% des Fondsvermögens in Wertpapiere der gleichen Art und desselben Emittenten angelegt werden.
Spezialfonds müssen ihr Anlageportfolio aktiv verwalten. Das heißt, sie können verschiedene Analyse-Tools verwenden, um eine Strategie zu entwickeln, mit der sich eine möglichst hohe Portfoliorendite erzielen lässt.
Spezialfonds profitieren zudem von einer weniger strengen Regulierung im Vergleich zu traditionellen OGA (OGAW) und von attraktiven Steuerbedingungen. Es fallen weder Steuern noch Quellensteuern auf Ausschüttungen an. Es wird nur eine jährliche Steuer in Höhe von 0,01% des Nettovermögens des Fonds fällig, das jeweils am letzten Tag des Quartals ermittelt wird.
Konkret bedeutet das: Eine wohlhabende Familie könnte einen Spezialfonds auflegen und ihr gesamtes Vermögen (Immobilien, Grundstücke, Aktien, Anleihen, Barmittel) einbringen. Die Anteile an dem Spezialfonds könnten unter den Familienmitgliedern gemäß ihren Ansprüchen aufgeteilt werden.
Achtung: Ein Spezialfonds bietet zwar eine größere Flexibilität, ist aber auch komplexer und riskanter als ein traditioneller Investmentfonds (OGAW). Deshalb dürfen nur qualifizierte Anleger investieren, die die damit verbundenen Risiken einschätzen können.
Welche Voraussetzungen müssen für die Gründung eines Spezialfonds in Luxemburg erfüllt sein?
Spezialfonds bringen für den Anleger zwar größere Freiheiten mit sich, müssen aber auch bestimmte rechtliche Vorgaben erfüllen.
Was die rechtliche Struktur betrifft, kann der Spezialfonds die Form eines Investmentfonds nach luxemburgischem Recht (Fonds Commun de Placement, FCP), einer Investmentgesellschaft mit variablem Kapital (Société d’Investissement à Capital Variable, SICAV) oder eine andere Form haben.
Ein Spezialfonds ist ein Anlageinstrument, das erfahrenen Anlegern, die attraktive Renditen anstreben, eine höhere Flexibilität bietet.
Zwar zeichnen sich Spezialfonds durch eine höhere Flexibilität im Vergleich zu anderen Fonds aus. Es ist aber zu beachten, dass sie von der Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) zugelassen werden müssen und ihrer Aufsicht unterstehen.
Wenn die Zulassung erteilt wurde, muss der Spezialfonds nicht wie andere OGA einen Halbjahresbericht erstellen oder den NIW (Nettoinventarwert: Kennzahl, die Aufschluss über das Fondsvermögen gibt) regelmäßig veröffentlichen. Es muss nur ein jährlicher NIW angegeben werden, und es muss zusätzlich zu dem Pflichtprospekt spätestens sechs Monate nach Abschluss des Geschäftsjahres ein Jahresbericht vorgelegt werden.
Das gezeichnete Kapital muss mindestens 1.250.000 EUR betragen. Diese Summe muss innerhalb von zwölf Monaten nach Zulassung durch die CSSF erreicht werden. Spezialfonds können aufgeteilt werden, wobei die Teilfonds Sondervermögen des Spezialfonds sind.
Die Bank, bei der die Vermögenswerte des Spezialfonds hinterlegt werden, muss ebenso wie die Verwaltung des Fonds in Luxemburg ansässig sein.
Nach Angaben der CSSF ist das Großherzogtum Luxemburg einer der attraktivsten Finanzplätze Europas. Am 31. Mai 2024 gab es 3.098 Spezialfonds, mit einem Gesamtnettovermögen von 762,438 Mrd. EUR.