Meine Finanzen, meine Projekte, mein Leben
Dezember 23, 2024

Von klein auf den Umgang mit Geld lernen

Kindern sollte schon in den ersten sieben Lebensjahren der richtige Umgang mit Geld nähergebracht werden. Mit zunehmendem Alter sollte die finanzielle Bildung entsprechend der Entwicklung der Kinder und ihrer Fähigkeiten angepasst werden. Dabei ist es wichtig, den Kindern zu helfen, ihr Verhältnis zum Geld in ihrem eigenen Tempo zu entwickeln, damit sie beim Eintritt ins Berufsleben unabhängig sind.

Wie können wir unseren Kindern eine positive Einstellung zum Geld vermitteln und sie darauf vorbereiten, als Erwachsene finanziell verantwortungsbewusst zu handeln? Nachdem myLIFE erläutert hat, wie wichtig es ist, früh zu beginnen, und Ihnen ein paar Tipps für die ersten Lebensjahre gegeben hat, erfahren Sie heute, wie Sie Ihre Kinder Schritt für Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit führen können.

Wenn Sie Ihre Kinder schon früh mit den Grundbegriffen vertraut gemacht haben, wissen sie im Alter von sieben Jahren, dass Geld ein Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck ist. Der nächste Schritt ist, ihnen zu helfen, zwischen Wünschen und Bedürfnissen sowie kurz- und langfristigen Zielen zu unterscheiden. Anders gesagt: Es geht nicht mehr nur ums Sparen, sondern um die Finanzplanung und Verwaltung ihres Budgets.

Worauf es bei der finanziellen Bildung ankommt, ist detailliert im Programm „Finanzielles Wohlbefinden“ (The UK Strategy for Financial Wellbeing) der britischen Regierung beschrieben, die es sich zum Ziel gemacht hat, über 2 Millionen Jugendlichen bis 2030 finanzielle Bildung zu vermitteln. Gemäß diesem Programm geht es bei finanzieller Bildung um:

    • Steigerung des Selbstbewusstseins beim Sprechen über Geld und dem Erwerb von Finanzwissen
    • Erweiterung des Wissens über Finanzbegriffe und -produkte
    • Steigerung des Selbstbewusstseins im Umgang mit Geld
    • Verbesserung der Fähigkeit, seine Konten zu verwalten
    • Förderung der Nutzung von Bankkonten
    • Verbesserung der Fähigkeit, Bankauszüge und andere Finanzdokumente zu verstehen
    • Entwicklung der Fähigkeit, sich für das Sparen zu entscheiden, statt kurzfristig Geld auszugeben
    • Steigerung der Sparhäufigkeit
    • Verbesserung der Fähigkeit zur Finanzplanung und Verwaltung des eigenen Budgets

Wie geht man hierbei vor? Wie weckt man bei Kindern und Jugendlichen den Wunsch, einen besseren Umgang mit ihren Finanzen zu lernen? Mit Kreativität und pädagogischem Geschick statt mit autoritären Maßnahmen. Natürlich ist es wenig hilfreich, den Nachwuchs mit einem Haufen von Zahlen und komplizierten Begriffen zu bombardieren, während für ihn die Frage, was er sich vom Taschengeld kaufen kann, viel interessanter ist. Es ist wichtig, ein guter Gesprächspartner zu sein und den richtigen Ton zu treffen, damit Ihre Ratschläge nicht von vornherein abgelehnt werden, bevor das Kind deren Bedeutung überhaupt verstanden hat.

Es ist schwierig, jemanden dazu zu bringen, Informationen aufzunehmen und danach zu handeln, wenn diese Person nicht versteht, welchen persönlichen Nutzen sie davon hat.

Motivation zum Handeln

Aus der Verhaltenswissenschaft weiß man: Es ist schwierig, jemanden dazu zu bringen, Informationen aufzunehmen und danach zu handeln, wenn diese Person nicht versteht, welchen persönlichen Nutzen sie davon hat. Wenn es darum geht, Jugendliche für Finanzen und den Umgang mit Geld zu interessieren, gilt es zunächst, sie nach ihren Wünschen und Zielen zu fragen, um ein konstruktives Gespräch über Geldfragen zu führen.

Der Kauf eines neuen Fahrrads, der neuesten Spielkonsole oder eine bevorstehende Urlaubsreise mit Freundinnen: Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Dinge, die es begeistert, statt über abstrakte Themen wie die Erstellung eines Haushaltsplans. Fassen Sie nicht einen zu langen Zeithorizont ins Auge. Einem 12-Jährigen zu sagen, dass er schon jetzt für ein Auto sparen soll, das er sich dann mit 18 kaufen kann, ist natürlich wenig sinnvoll.

Nur wenn Sie finanzielle Themen mit einem konkreten Projekt oder Wunsch Ihres Kindes verknüpfen, hört es Ihnen zu und versucht, die Vorteile des Sparens und eines guten Umgangs mit Geld zu verstehen. Sie könnten Ihrem Kind sagen, dass es ein Ziel hat, auf das es hinarbeiten muss. Bieten Sie ihm an, ihm dabei zu helfen, indem Sie ihm zeigen, wie man mit Geld umgeht und die richtigen Entscheidungen trifft. Doch auch dann besteht keine Garantie, dass Ihnen Ihr Kind zuhört. Die richtige Motivation allein reicht nicht immer. Sie müssen auch der richtige Gesprächspartner für Ihr Kind sein.

Um gehört zu werden, muss der Sprecher vom Adressaten als legitim und glaubwürdig angesehen werden.

Der richtige Gesprächspartner

Wer spricht? In der Verhaltensökonomie wird die Bedeutung des Senders einer Botschaft hervorgehoben. Dieser muss legitim und glaubwürdig sein. Legitim in dem Sinne, dass das Kind oder der Jugendliche ihm das Recht zugesteht, sich zu Dingen zu äußern, die sein Leben betreffen. Glaubwürdig in dem Sinne, dass das Verhalten des Sprechers nicht im Widerspruch zu seinen Äußerungen steht und er keine Absichten verfolgt, die als gegen die Interessen des Zuhörers gerichtet interpretiert werden können.

So ist es für einen Teenager zwar legitim, Ratschläge von seinen Eltern zu erhalten. Doch sind diese nicht immer glaubwürdig. Außerdem kann dies eher als ein Befehl denn als ein wohlwollender Ratschlag wahrgenommen werden. Damit die Botschaft angenommen und verarbeitet werden kann, sollte sie vom richtigen Sender übermittelt werden, am besten von einem Vorbild, mit dem sich das Kind identifizieren kann. Dies kann ein Elternteil, Freund oder sogar eine berühmte Persönlichkeit oder jemand mit einer gewissen Autorität sein.

Im Jahr 2021 rief die Financial Times ein Projekt zur Vermittlung von finanzieller Bildung ins Leben, das sich sowohl an junge Menschen als auch an Erwachsene richtet. Die Zeitung ließ bekannte Persönlichkeiten über ihr Verhältnis zum Geld berichten. So entstand ein bemerkenswerter Beitrag von Courtney Love, Rockstar und Witwe von Kurt Cobain, dem berühmten Sänger der Rockband Nirvana. Statt von finanziellem Wohlstand dank des von ihrem Mann erwirtschafteten Vermögens erzählt sie darin, wie sie und ihre Familie wegen mangelnder finanzieller Bildung fast in die Privatinsolvenz rutschten. Sie verließ sich auf Personen in ihrem Umfeld, die ihre Unwissenheit ausnutzten und ihre Ersparnisse verschleuderten oder stahlen.

Sie betrachtet ihre Situation nicht als schicksalhaft und betont, wie wichtig es ist, frühzeitig den Umgang mit Geld zu lernen. Außerdem nennt sie Lenny Kravitz, Bono (U2) und Dave Grohl, ein früheres Mitglied der Band Nirvana, als Beispiele für Prominente, die sich gut um ihre Finanzen kümmern.

Vergewissern Sie sich, dass Ihre Kinder Persönlichkeiten folgen, die sie positiv beeinflussen.

Achten Sie also nicht nur auf die Hobbys Ihrer Kinder, sondern erkundigen Sie sich auch, welchen Vorbildern sie nacheifern. Vergewissern Sie sich, dass Ihre Kinder Persönlichkeiten folgen, die sie positiv beeinflussen.

Altersgerechte finanzielle Bildung

Abgesehen von den genannten Grundsätzen ist es wichtig, Kindern den Umgang mit Geld in altersgerechter Form zu vermitteln. Folgende Punkte sollten Sie beachten.

Zwischen 7 und 10 Jahren: sich angewöhnen, zu sparen

In diesem Alter geht es vor allem darum, den Kindern das Sparen beizubringen. Sie können Ihr Kind dazu ermutigen, regelmäßig Geld in eine Spardose einzuwerfen oder auf ein Sparkonto einzuzahlen, und mit ihm über kurz- und mittelfristige Sparziele sprechen. Das Wachstum der Ersparnisse sollte möglichst greifbar gemacht werden. So ist es sinnvoll, zusammen mit dem Kind zu verfolgen, wie sich die Spardose nach und nach füllt.

Zwischen 10 und 13 Jahren: seine Ersparnisse verwalten

Wenn Ihr Kind in die Vorpubertät eintritt, ist es an der Zeit, mit ihm über die Verwaltung seines Budgets zu sprechen. Zuvor hat es vielleicht das Prinzip des Belohnungsaufschubs kennengelernt, dass man sich also etwas Teureres leisten kann, wenn man über eine längere Zeit spart. Dabei handelte es sich jedoch im Grunde um eine passive Beobachtung, die „nur“ Geduld erforderte. Jetzt muss es langsam lernen, sein Taschengeld zu verwalten, indem es sich kleine Ziele mit unterschiedlichen Zeithorizonten setzt.

Zwischen 13 und 16 Jahren: Umgang mit digitalem Geld lernen

In diesem Alter ist Ihr Teenager bereits stärker vernetzt als Sie. Vergewissern Sie sich, dass Ihr Kind den Unterschied zwischen Bargeld und Krediten (insbesondere der Kreditkarte) versteht. Denn im Zeitalter von digitalen Zahlungsmethoden, Handy-Apps und In-App-Käufen kann es schwierig sein, den Überblick über die Ausgaben zu behalten. Unser Kaufverhalten wird von den genutzten Zahlungsmitteln beeinflusst.

Um Ihrem Kind zu helfen, zu verstehen, worauf es bei einem Kredit ankommt, können Sie ihm Ihre Kreditkartenrechnung zeigen und ihm erklären, welche Zinskosten anfallen, warum Sie eine Kreditkarte haben und wie wichtig es ist, Zahlungen rechtzeitig zu leisten oder den Restbetrag jeden Monat zu begleichen.

Es kann auch hilfreich sein, ihm bei der Nutzung mobiler Apps im Zusammenhang mit seinem Bankkonto und der Verwaltung seines Budgets zu helfen. Außerdem sollten Sie Ihr Kind anhalten, sich Sparziele zu setzen, und es dabei unterstützen, die Nachteile von Spontankäufen sowie deren Unterschied zu notwendigen Anschaffungen zu erkennen.

Gewöhnen Sie sich an, Ihr Ausgabeverhalten regelmäßig zu überprüfen und darüber zu sprechen.

Zwischen 16 und 18 Jahren: die Finanzen im Blick behalten

Sie können ein Musterportfolio oder ein Investmentportfolio erstellen und mit Ihrem Teenager zusammen nach Anlagemöglichkeiten suchen, Wertpapiere auswählen und Investitionen überwachen. Betonen Sie, wie wichtig es ist, nur das Geld auszugeben, das man hat, und gewöhnen Sie sich an, Ihr Ausgabeverhalten regelmäßig zu überprüfen und darüber zu sprechen.

Um Ihrem Kind dabei zu helfen, unabhängig zu werden, bis es von zu Hause auszieht, sollten Sie ihm schrittweise die Verantwortung für bestimmte Ausgabenkategorien übertragen, in denen es seine Kosten aus Ersparnissen, Zuschüssen, mit seinem Taschengeld oder aus Einkünften aus einem Ferienjob selbstständig begleicht. Gehen Sie regelmäßig, beispielsweise monatlich oder vierteljährlich, mit Ihrem Teenager Handyrechnungen und andere Ausgaben für Lebensmittel oder die Schule durch.

Zwischen 18 und 23 Jahren: auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit

Ob Auslandsstudium oder erster Job – dieser Lebensabschnitt markiert einen wichtigen Übergang, in dem junge Erwachsene in der Regel eine größere finanzielle und persönliche Unabhängigkeit erlangen. In dieser Zeit sollten sie durch umfassende finanzielle Bildung und die Entwicklung von Fähigkeiten im Umgang mit Geld in die Lage versetzt werden, einen Lebensstil zu pflegen, der in die Unabhängigkeit führt. Ihr Kind sollte in dieser Phase verstehen, wie wichtig es ist, seine Bankkonten strukturiert zu nutzen, um den Überblick über seine Finanzen zu behalten und sie effektiv zu verwalten.

Sie können Ihr Kind dazu ermutigen, eine monatliche Lastschrift einzurichten, um seine Ausgaben aus seinen Einkünften zu decken, und das Limit seiner Kreditkarte je nach seiner Situation schrittweise zu erhöhen. Erstellen Sie gemeinsam ein Budget, in dem sämtliche Kosten für sein Studium und seine täglichen Ausgaben erfasst sind, damit es eine klare Vorstellung von den Gesamtkosten sowie seinen finanziellen Bedürfnissen und Wünschen hat. Auch wenn Ihr Kind noch bei Ihnen zu Hause lebt, sollten Sie dies unbedingt in Angriff nehmen.

Erklären Sie ihm, wie man ein detailliertes Budget aufstellt und pflegt, indem man kurz- und langfristige finanzielle Ziele festlegt (z. B. den Kauf eines neuen Smartphones, eines Autos, eines Hauses, Aufnahme eines weiteren Studiums). Generell ist es wichtig, Ihr Kind zu ermutigen, über die eigenen Ziele nachzudenken, und ihm zu vermitteln, dass ein Budgetplan ein unverzichtbares Hilfsmittel für denjenigen ist, der seine Zukunftspläne umsetzen und seine Träume verwirklichen will.

Viel Erfolg!