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April 18, 2024

Was ist ein Management Buy-out (MBO)?

  Gesammelt von myLIFE team myCOMPANY April 17, 2023 620

Sie denken darüber nach, Ihr Unternehmen zu veräußern. Haben Sie schon einmal ein Management Buy-out in Erwägung gezogen, also den Verkauf des Unternehmens an die Geschäftsleitung? Wie funktioniert das? Was sind die Vorteile einer solchen Transaktion und welche Risiken bestehen? myLIFE hat die Antwort.

Was versteht man unter einem Management Buy-out?

Bei einem Management Buy-out oder MBO handelt es sich um den Kauf eines Unternehmens durch ein oder mehrere Mitglieder der Geschäftsführung. Das Management erwirbt die Anteile des bisherigen Inhabers vollständig oder teilweise und wird Mehrheitseigner des Unternehmens.

Ein MBO bietet sich in verschiedenen Situationen an, insbesondere wenn der Unternehmer in den Ruhestand gehen möchte oder es bei einem Familienunternehmen keinen Nachfolger gibt. Es ist auch eine Option, wenn sich der Mehrheitsaktionär aus dem Unternehmen zurückziehen will oder sich die Muttergesellschaft von einer ihrer Tochtergesellschaften trennen möchte.

Gut zu wissen: Wenn das Unternehmen durch ein externes Management übernommen wird, spricht man von einem Management Buy-in oder MBI.

Was sind die Vorteile eines MBO?

Viele Eigentümer bevorzugen es, ihr Unternehmen an ein vertrautes Team zu übertragen. Sie kennen die Persönlichkeit und kaufmännischen Werte der Käufer und können mit ihnen vertrauensvoll über ihre Pläne für das Unternehmen sprechen.

Die Käufer wiederum sind bereits Teil des Unternehmens und mit seinen Strukturen und dem Betrieb vertraut. Sie kennen seine Stärken und Schwächen, was die Verhandlungen sowie die für die Durchführung der Transaktion erforderlichen Überprüfungen (Buchhaltung, Rechtsangelegenheiten, Steuern, Strategie, Umweltaspekte usw.) erleichtert.

Eine Offenlegung vertraulicher Informationen über die Unternehmensstrategie, verwendete Technologien oder angewandte Methoden gegenüber unternehmensfremden Dritten ist nicht erforderlich.

Darüber hinaus sind den Managern auch die internen Prozesse sowie die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens bekannt. Die Fortführung der Aktivitäten des Unternehmens wird dank der Erfahrung und der Kenntnisse der Teams sichergestellt.

Die Übertragung erfolgt reibungslos für Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden des Unternehmens. Die Akzeptanz bei den beteiligten Personen ist in der Regel größer als bei einer Veräußerung an einen unbekannten Käufer.

Darüber hinaus müssen keine vertraulichen Informationen über die Unternehmensstrategie, verwendete Technologien oder angewandte Methoden gegenüber unternehmensfremden Dritten offengelegt werden.

Pluspunkte eines MBO

    • Käufer, die das Unternehmen gut kennen und denen der Inhaber vertraut
    • Fortführung der Aktivitäten des Unternehmens
    • Sicherer Rahmen
    • Wahrung der Vertraulichkeit

Worauf sollte man bei einem MBO achten?

Der Eigentümer sollte sich vergewissern, dass die Mitarbeiter, die das Ruder übernehmen, über die für die Leitung des Unternehmens erforderlichen Kompetenzen (Unternehmergeist, Entscheidungsfähigkeit usw.) verfügen und/oder bei Bedarf Unterstützung erhalten.

Die Nachfolger müssen ihren neuen Status gegenüber den Angestellten und anderen Führungskräften (die das Unternehmen nicht übernehmen) klar kommunizieren. Bei Missverständnissen könnten Spannungen entstehen. Das ist ein heikler Punkt, der viel Fingerspitzengefühl erfordert.

Anders als beim Verkauf an Außenstehende, die einen völlig neuen Blick auf das Unternehmen werfen können, kann eine unternehmensinterne Nachfolge dazu führen, dass bestehende Abläufe beibehalten werden, statt Neuerungen einzuführen, die erhebliche betriebliche Verbesserungen bringen.

Das Managementteam verfügt selten über ausreichende Mittel, um den gesamten Kaufpreis zu bezahlen.

Bei den Gesprächen zwischen dem Veräußerer und den Managern ist ebenfalls Vorsicht geboten: Die unterschiedlichen hierarchischen Positionen können zu einem Ungleichgewicht bei den Verhandlungen oder zu Konflikten führen. Umgekehrt kann ein zu enges Vertrauensverhältnis einer objektiven Beurteilung auf beiden Seiten entgegenstehen.

Schließlich verfügt das Managementteam selten über ausreichende Mittel, um den gesamten Kaufpreis zu bezahlen. Dann muss es Finanzierungslösungen finden, um den zusätzlich zum eingebrachten Eigenkapital erforderlichen Betrag aufbringen zu können. Eine hohe Verschuldung könnte die Liquidität des Unternehmens beeinträchtigen.

Nachteile eines MBO

    • Die Käufer müssen sich in ihre neue Rolle einfinden
    • Die interne Übernahme verhindert möglicherweise Innovation
    • Persönliche Beziehungen können die Verhandlungen beeinflussen
    • Die Finanzierung ist oft komplex

Ein MBO bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung

Zwar spart der Eigentümer Zeit, da er nicht außerhalb seines Unternehmens nach einem potenziellen Käufer suchen muss. Um den Erfolg der Transaktion nicht zu gefährden, ist eine sorgfältige Vorbereitung jedoch unerlässlich. Wie ein Verkauf an externe Käufer kann sich auch ein MBO über mehrere Jahre hinziehen: je nach Situation über einen Zeitraum von 2 bis 5 Jahren.

Der Verkauf muss sorgfältig vorbereitet werden. Gleiches gilt auch für die Wahl eines internen Nachfolgers. Selbst wenn zwischen dem Verkäufer und den Käufern ein Vertrauensverhältnis besteht, sind einige Schritte unerlässlich: Festlegung der Veräußerungsmodalitäten (Verkauf des Geschäfts, der Gesellschaftsanteile oder bestimmter Vermögenswerte), Prüfung und Bewertung des Unternehmens, Prüfung von Finanzierungslösungen, Verhandlungen zwischen den Parteien, Erstellung der rechtlichen Dokumente, Übertragung der Befugnisse, Unterstützung usw.

In Luxemburg gibt es verschiedene Unterstützungsleistungen für die Übernahme von Unternehmen. Dazu zählen Kapital- oder Zinssubventionen (…), Darlehen (…) oder Bürgschaften.

Die Finanzierung eines MBO kann komplex sein

Die Übernahme eines Unternehmens erfordert viel Kapital. Deshalb müssen die Manager in der Regel unterschiedliche Finanzierungsquellen kombinieren.

  • Eigenmittel: Mit ihrem Eigenkapital beteiligen sich die Übernehmer direkt am Unternehmen.
  • Bankdarlehen: Ein Teil des Kaufpreises kann mit einem Bankkredit finanziert werden, der mit anderen Finanzierungslösungen kombiniert wird. Bei Annahme des Antrags verlangt die Bank, dass Eigenmittel eingebracht und Sicherheiten gestellt werden.
  • Investoren: Private Investoren oder Investmentfonds können Kapital bereitstellen und dafür eine Beteiligung an dem Unternehmen erhalten.
  • Nachrangiges Darlehen: Ein nachrangiges Darlehen ist zwischen Eigen- und Fremdkapital angesiedelt, es handelt sich dabei um eine Mezzanine-Finanzierung.
  • Verkäuferkredit: Die Übernehmer zahlen nur einen Teil des Kaufpreises. Der Verkäufer gewährt ihnen ein Darlehen in Höhe des Restbetrags, den sie in mehreren Raten begleichen.

Um Investoren, Banken und andere Finanzierungspartner zu überzeugen, müssen die Manager einen soliden Business-Plan erstellen, aus dem die Rentabilität und Entwicklungsperspektiven des Projekts klar hervorgehen.

Gut zu wissen: In Luxemburg gibt es verschiedene Unterstützungsleistungen für die Übernahme von Unternehmen. Dazu zählen Kapital- oder Zinssubventionen (vom Wirtschaftsministerium), Darlehen der Société Nationale de Crédit et d‘Investissement (SNCI) oder Bürgschaften der Bürgschafts- und Hilfsgenossenschaft für Kaufleute (Mutualité de Cautionnement).

Leveraged Buyout (LBO)

Von einem Leveraged Buyout bzw. einer fremdfinanzierten Übernahme spricht man bei einer mit hohem Fremdkapitalanteil finanzierten Unternehmensübernahme, in der Regel über eine Holdinggesellschaft. Das Managementteam gründet die Gesellschaft, die dann zur Finanzierung des Kaufpreises Fremdmittel (mittels Bankdarlehen, Mezzanine-Darlehen usw.) aufnimmt. Mit den Gewinnen des übernommenen Unternehmens können anschließend die Schulden zurückgezahlt werden. Der Kauf wird somit durch die künftigen Gewinne des Unternehmens finanziert. Achtung: Bei einer solchen Finanzierung können keine staatlichen Hilfen in Anspruch genommen werden.

Ein letzter Tipp: Um die Vorteile eines MBO zu nutzen, ist es wichtig, die Finanzierung der Transaktion genau zu strukturieren und sich in den entscheidenden Momenten von Experten beraten zu lassen. Bankberater, Anwälte, Notare, Buchhalter, Steuerberater und Experten für Unternehmensübertragungen bieten Ihnen wertvolle Unterstützung bei der Umsetzung Ihres Vorhabens. Viel Glück!