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April 20, 2024

Chancen und Risiken bei Anlagen in Wertgegenständen

  Gesammelt von myLIFE team myWEALTH März 23, 2018 7952

Mit ihrem Faible für Juwelen hat die Schauspielerin Elizabeth Taylor bei Anlagen in Sammlerobjekten Maßstäbe gesetzt. 2011 wurde bei einer Auktion von Christie’s in New York eine Auswahl von Objekten für 156,8 Millionen US-Dollar versteigert. Dabei wechselten 24 der 80 angebotenen Schmuckstücke für mehr als 1 Million US-Dollar den Besitzer, und sechs wurden für über 5 Millionen US-Dollar verkauft.

Elizabeth Taylor hatte ihr Vermögen wahrhaft gern vor Augen und wusste offensichtlich genau, woran man Qualität erkennt. Sollten sich „normale“ Anleger daran ein Beispiel nehmen? Lohnt sich eine Anlage in Wertgegenständen auch für Sie?

Diese Idee erscheint inzwischen recht verlockend, nachdem es mit dem scheinbar unaufhaltsamen Aufwärtstrend, den die Aktienmärkte zwischen 2010 und 2020 verzeichneten, zumindest vorerst vorbei ist und die „exotischen“ Anlagetrends der letzten Jahre, wie etwa Kryptowährungen und seit Kurzem Non-fungible Tokens (NFTs), weit unter ihre Höchstmarken gerutscht sind.

Die Sicherheit von Sachwerten, d. h. Anlagen, die man tragen, trinken oder an die Wand hängen kann, ist plötzlich deutlich attraktiver als bisher. Sicherlich hat nicht jeder die gleichen Vorteile und Verbindungen wie eine der weltweit berühmtesten Schauspielerinnen ihrer Epoche. Aber für viele Anleger können Kostbarkeiten wie erlesene Weine, Kunst, Gold und anderer Schmuck sowie Antiquitäten durchaus eine Alternative sein. Die US-Handelsplattform Public hat neben Aktien und Kryptowährungen nun auch Sammlerobjekte und NFTs in ihre Auswahl von Anlageoptionen aufgenommen.

Gold: Hochkonjunktur in schwierigen Zeiten

Diese Vermögenswerte sind alles andere als homogen, denn sie verfügen über unterschiedliche Märkte und spezifische Merkmale. Gold ist beispielsweise sehr gefragt, wenn Märkte oder Volkswirtschaften fragil erscheinen (zudem bietet es angeblich Schutz vor Inflation, obgleich seine reale Bilanz eher durchwachsen ist).

Während der globalen Finanzkrise von 2007 bis 2009 berichteten die Edelmetallhändler von einem weltweiten Anstieg der Nachfrage nach Goldmünzen sowie kleinen Barren, da die Anleger einen Zusammenbruch der Bankinstitute, die zuvor ihr Vermögen verwahrt hatten, und in der Folge einen Verlust ihres Vermögens befürchteten. Sie entschieden sich daher stattdessen, in einen Vermögenswert zu investieren, der seit Jahrtausenden als sichere Wertanlage in unruhigen Zeiten gepriesen wird.

Der Kunstmarkt ist dagegen in der Regel lebhafter, wenn im Finanzsystem große Mengen Geld zirkulieren. Oft, aber nicht immer, ist dies zeitgleich mit Phasen kräftigen Wirtschaftswachstums der Fall. Der Wert von Kunstwerken kann allerdings genau wie der Preis von Antiquitäten aufgrund von Trends und der Nachfrage schwanken. Der frühzeitige Kauf von Werken eines beliebten Künstlers kann eine gute Strategie sein, um in jeder Wirtschaftslage Wertsteigerungen zu erzielen.

Der größte Reiz dieser Art von Vermögenswerten besteht darin, dass sie greifbar sind – Anlagen, die man tragen, trinken oder an die Wand hängen kann.

Der größte Reiz dieser Art von Vermögenswerten besteht darin, dass sie greifbar sind. Selbst wenn Kunstwerke keinen Gewinn erzielen, lassen sie sich dennoch betrachten. Edle Weine kann man trinken (obwohl sie auch zu Essig werden können), und Schmuck kann man tragen. Das lässt sich von Anlagen am Aktien- oder Anleihenmarkt nicht behaupten – und noch weniger von Kryptowährungen.

Ausgewogenheit und Diversifizierung

Darüber hinaus erfüllen Sammlerobjekte in einem Portfolio auch andere Aufgaben. Im Allgemeinen verändert sich ihr Wert nicht in der gleichen Weise wie herkömmliche Anlagen an Aktien- und Anleihenmärkten. Sie sorgen damit für ein ausgewogenes Portfolio, das weniger anfällig für Volatilität in veränderlichen Marktumfeldern ist.

Dies scheint im Jahr 2022 der Fall gewesen zu sein, als sowohl die Aktien- als auch die Anleihekurse unter der steigenden Inflation und der Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken litten. Nach Angaben von Knight Frank Research, das zu der in London ansässigen Immobilienmakler- und Anlageverwaltungsgesellschaft Knight Frank gehört, legten Investitionen in Luxusgüter wie Kunst, Luxusautos, Uhren und Weine, die im Knight Frank Luxury Investment Index enthalten sind, im Laufe des Jahres um durchschnittlich 16 % zu. Damit übertrafen sie die meisten herkömmlichen Anlageklassen.

Den Analysten zufolge stiegen die Preise für Kunstobjekte im Vergleich zum Vorjahr um 29%. Bei Automobilen waren es 25%, bei Uhren 18%, bei Handtaschen 15% und bei Wein 10%. Obwohl ihr Preis im Jahr 2022 im Durchschnitt nur um 3% gestiegen ist, verzeichneten seltene Whiskyflaschen in den letzten 10 Jahren mit 373% die größte Wertsteigerung, gefolgt von Luxusautos mit einem Plus von 185%, Wein (162%) und Uhren (147%). Unter den elf analysierten Kategorien von Luxus-Sammlerobjekten schnitten Diamanten mit einem Zuwachs von nur 16% über ein Jahrzehnt am schlechtesten ab.

Laut Knight Frank gaben 59% der sehr vermögenden Einzelpersonen und Familien an, dass sie im Jahr 2023 in Kunst investieren wollen. Anlass ist möglicherweise der Verkauf Andy Warhols „Shot Sage Blue Marilyn“ für 195 Millionen US-Dollar – der Rekord des Jahres 2022.

Goldener Glanz

Wenngleich der Knight Frank Luxury Investment Index die Wertentwicklung von Gold im Jahr 2022 übertroffen hat, hat das Edelmetall seinen Wert als Diversifizierungsmöglichkeit und antizyklische Anlage bewiesen. Während der globalen Finanzkrise stieg der Goldpreis zwischen 2007 und Januar 2009 beispielsweise um mehr als 70 %, während Aktien und Unternehmensanleihen ins Bodenlose stürzten.

Sogar als die Aktienkurse sich langsam erholten, kletterte der Goldpreis weiter, während die Staaten sich bemühten, durch Währungsabwertungen ihre Haushaltsdefizite einzudämmen. Diese waren explodiert, weil die Regierungen tief in die Tasche gegriffen hatten, um angeschlagene Finanzinstitute und andere systemrelevante Unternehmen zu retten oder zu rekapitalisieren.

Im August 2011 markierte der Goldpreis schließlich seinen Höchststand bei 2.390$ je Unze – dem rund Dreifachen des Preisniveaus von 2007. In den Jahren danach verlor das Edelmetall wieder an Wert, allerdings ohne jemals auf das Vorkrisenniveau zurückzugehen. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie und den weltweiten Lockdowns notierte Gold im August 2020 wieder bei 2.250$.

Angebotsbegrenzung und Seltenheitswert

Die Entwicklung des Weinmarkts unterliegt ebenfalls einer Reihe von Faktoren. Einer davon ist die Nachfrage aus Asien, die wiederum von der wirtschaftlichen Verfassung Chinas abhängt, welche ebenfalls erheblichen Einfluss auf die Aktienmärkte hat. Wichtiger für Wein ist jedoch die Angebotsseite, die in erster Linie von den Wetterbedingungen beeinflusst wird. Im Jahr 2020 etwa waren die Erträge der französischen Traubenernte in den Regionen Bordeaux, Burgund und Champagne nach strengen Frösten und schweren Sommerregen um 30% oder noch stärker verringert.

Der Reiz von wertvollen Sachanlagen liegt zum Teil in ihrer Seltenheit – die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci gibt es nur einmal, und vom Chateau Margaux Jahrgang 1875 existieren nur wenige Flaschen. Das Angebot an physischen Vermögenswerten ist begrenzt und kann auch bei steigender Nachfrage nicht erhöht werden. Deshalb steigen die Preise.

Einige Bereiche stehen in der Regel allerdings nur extrem vermögenden Privatkunden offen. Vor allem das obere Ende der Preisskala des Kunstmarktes entwickelt sich zunehmend unabhängig von anderen Vermögenswerten. Im Mai 2017 wurde Jean-Michel Basquiats „Untitled“ (1981) für 110,5 Millionen US-Dollar verkauft, d. h. fast doppelt so viel, wie vom Auktionshaus Sotheby‘s veranschlagt worden war.

Sechs Monate später erwarb die saudi-arabische Königsfamilie Leonardo da Vincis „Salvator Mundi“ für 450,3 Millionen US-Dollar. Damit ist es das teuerste Kunstwerk der Welt. Anfang 2022, kurz vor dem Verkauf von Andy Warhols „Shot Sage Blue Marilyn“, erwarb das Amsterdamer Rijksmuseum Rembrandts „Der Standartenträger“ für 195 Millionen US-Dollar von der Familie Rothschild.

Lagerung und laufende Kosten für Eigentümer

Für die meisten Anleger sind derartige Summen natürlich unvorstellbar, und auch bei deutlich günstigeren Kunstwerken müssen Käufer die Möglichkeit haben, einen kompetenten Experten zu Rate zu ziehen. Einige Fälle, die in letzter Zeit vor Gericht gelandet sind, vor allem rund um den russisch-zypriotischen Milliardär und Kunstsammler Dmitry Rybolovlev, zeigen jedoch, dass das Vertrauen auf externe Berater bei extrem teuren Kunstwerken seine eigenen Risiken birgt.

Eigentümer von Wertgegenständen müssen diese unter den richtigen Bedingungen aufbewahren, was zu höheren laufenden Kosten führen kann.

Eigentümer von Wertgegenständen müssen diese unter den richtigen Bedingungen aufbewahren. Es wäre töricht, einen Rembrandt in der Garage oder edlen Wein im Heizungskeller aufzubewahren. Goldbarren können Sie dagegen im Keller lagern oder im Garten vergraben – wobei das Diebstahlrisiko sehr hoch ist. Am Markt gibt es inzwischen spezielle Einrichtungen, sogenannte Freeports, an denen Wertgegenstände sicher und unter optimalen Bedingungen (Temperatur und Feuchtigkeit) eingelagert werden. Dadurch entstehen allerdings höhere laufende Kosten.

Der Erwerb von Gold ist für Anleger leichter als der von berühmten Gemälden, weil Goldmünzen und -barren schon für ein ein relativ kleines Budget erhältlich sind. Münzen gibt es in kleinerer Stückelung; sie sind leichter aufzubewahren und bieten sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf mehr Flexibilität – im Vergleich zu 20 Goldmünzen gestaltet sich der Verkauf von 20% eines Goldbarrens schwierig. Des Weiteren kann eine Anlage in physischem Gold gegenüber Finanzinstrumenten wie Zertifikaten Steuervorteile bieten. So unterliegt der Kauf von Gold zu Anlagezwecken im Vereinigten Königreich zum Beispiel nicht der Mehrwertsteuer.

Illiquide Märkte, zweifelhafte Preise

Für Gold gibt es zudem einen recht liquiden Markt, was keineswegs auf alle Sammlerobjekte zutrifft. Ähnlich wie bei Immobilien findet sich für ein Gemälde oder eine Flasche Wein älteren Jahrgangs nicht immer ein Käufer – zumindest nicht zu dem vom Besitzer verlangten Preis. Viele dieser Vermögenswerte erfordern einen langen Anlagehorizont sowie einen vorsichtigen Ansatz im Hinblick auf die Bewertung und Verkaufsgelegenheiten. Auch hier sind Anleger ohne fundiertes Fachwissen höchstwahrscheinlich auf externe Expertise angewiesen.

Bei einigen Vermögenswerten bieten Derivate oder Finanzinstrumente einen einfacheren Zugang. Man kann beispielsweise Anteile von Fonds, die einen Weinindex nachbilden, oder Gold-Futures kaufen. Mit diesen Instrumenten lässt sich zwar das unmittelbare Problem der Liquidität und der Aufbewahrung umgehen, allerdings kann man die Wertgegenstände nicht „anfassen“.

Bei Vermögenswerten wie Wein bilden Indizes den Preis der Vermögenswerte nicht besonders gut nach, da die Bestände aufgrund geringer Liquidität möglicherweise kaum zu bewerten sind.

Bei Vermögenswerten wie Wein bilden Indizes den Preis der Vermögenswerte nicht besonders gut nach, da die Bestände aufgrund geringer Liquidität möglicherweise kaum zu bewerten und die öffentlich registrierten Verkäufe nicht repräsentativ für den Gesamtmarkt sind.

Daneben gibt es andere Sammlerobjekte, wie seltene Briefmarken, antike Münzen oder auch Sporttrophäen, mit denen sich das Wachstum und die Diversifizierung des Portfolios steigern lassen. Auch wenn Sie mit Ihrer Sammlung Elizabeth Taylor vielleicht nicht das Wasser reichen, können Wertgegenstände Ihren Anlagemix durchaus ergänzen und häufig auch bereichern.