Die wichtigsten Anlageentscheidungen in Ihren Vierzigern
Die Vierziger sind meist sowohl von höherem Wohlstand als auch von höheren Ausgaben geprägt. Häufig ist dies das Alter, in dem Sie Ihr höchstes Einkommen erzielen, da Ihr Wissen und Ihre Erfahrung Sie bei Gehaltsverhandlungen in die bestmögliche Position versetzen. Allerdings ist dies wahrscheinlich auch die Phase, in der Ihre finanziellen Verpflichtungen den Höchststand erreichen, von Kinderbetreuungskosten bis zur Rückzahlung Ihres Immobilienkredits. All dies verringert Ihr verfügbares Einkommen und angesichts dieses finanziellen Drucks ist die Versuchung groß, die langfristige Planung aufzuschieben.
Wenn Sie in Ihren Vierzigern die richtigen Entscheidungen treffen, schaffen Sie die Voraussetzungen für mehr finanzielle Freiheit und Sicherheit in den Jahren danach. Vielleicht gelangen Sie an einen Wendepunkt in Ihrer beruflichen Laufbahn und haben die Möglichkeit, Vorkehrungen zur Absicherung Ihrer Familie im Fall von Arbeitslosigkeit oder Langzeiterkrankung zu treffen. Ihnen bleiben noch mindestens 20 Jahre bis zur Rente, aber die Entscheidungen, die Sie jetzt treffen, können einen großen Unterschied machen.
Auch kleine Beträge helfen
Auch wenn der finanzielle Spielraum begrenzt scheint, findet sich immer eine Möglichkeit, einen kleinen Betrag für die Zukunft zu sparen. Sie werden noch recht lange berufstätig sein – genug Zeit, damit der Zinseszinseffekt seine Wirkung entfalten kann: Wenn Sie mit 40 Jahren 100 Euro anlegen würden, dann hätten Sie bei einer Rendite von 5% mit 60 Jahren 271 Euro. Wenn Sie jedoch noch zehn Jahre warten, bevor Sie sie anlegen, bekämen Sie mit 60 Jahren lediglich 164 Euro heraus. Rechnet man Steuergutschriften hinzu, ist die Wertsteigerung sogar noch höher. Man darf jedoch nicht vergessen, wie sich die Inflation tatsächlich auf die Kaufkraft auswirkt. In 20 Jahren werden die Preise höchstwahrscheinlich deutlich gestiegen sein und dies wird sich auf Ihre Kaufkraft auswirken. Trozdem lohnt es sich immer, so früh wie möglich für den Ruhestand vorzusorgen.
Eventuell bietet Ihr Arbeitgeber auch eine betriebliche Altersvorsorge an, in die Sie als Angestellter einzahlen und so Ihre gesetzliche Rente aufbessern können. In vielen Fällen können Sie Ihren Beitrag auch erhöhen, indem Sie auf einen Teil Ihres Gehalts verzichten. Dies belastet den Geldbeutel womöglich nicht allzu sehr und Sie können durch Steuervergünstigungen den Wert Ihrer Anlage zusätzlich steigern.
Verlieren Sie Schulden nicht aus dem Blick
Ein größeres Haus, Studiengebühren, Autos, Urlaube, Netflix-Abos – die Liste Ihrer Ausgaben mag Ihnen endlos erscheinen. Vor den jüngsten Zinserhöhungen war es sinnvoll, einen Teil dieser Kosten durch Kredite zu finanzieren. Die Kreditkosten waren extrem niedrig, und die Anleger konnten in der Regel eine weitaus höhere Rendite erzielen, indem sie ihr Geld am Aktienmarkt anlegten.
2022 änderte sich die Situation jedoch. Die Kosten für Wohnimmobilienkredite stiegen erheblich, als die Europäische Zentralbank mit der Anhebung der Zinssätze begann, und nur wenige Analysten erwarten, dass die Zinssätze in naher Zukunft wieder die extrem niedrigen Niveaus des vergangenen Jahrzehnts erreichen werden. Zudem könnte es viele Jahre dauern, bis die Inflation wieder auf den Zielwert der Zentralbanken von 2% sinkt.
Die Aufnahme von Schulden wird künftig weitaus kostspieliger sein und könnte Familien in eine prekäre Lage bringen, wenn sie plötzlich mit wesentlich höheren Rückzahlungen konfrontiert sind.
Das bedeutet, dass die Aufnahme von Schulden künftig weitaus kostspieliger sein wird und Familien in eine prekäre Lage bringen könnte, wenn sie plötzlich mit wesentlich höheren Rückzahlungen konfrontiert sind. Wenngleich es wichtig ist, für die Zukunft zu sparen, sollte man auch prüfen, ob man Schulden abbauen kann – vor allem, wenn ein variabler Zinssatz vereinbart wurde, der weiter steigen kann.
Bereiten Sie Ihren Ruhestand vor
Sie haben noch viel Zeit, um zu entscheiden, wie Sie Ihren Ruhestand verbringen möchten. Nichts ist in Stein gemeißelt. Allerdings ist es sinnvoll, bereits darüber nachzudenken, ob Sie mit 55 oder 70 Jahren in Rente gehen und ob Sie es danach eher ruhig angehen lassen oder um die Welt reisen möchten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, ob Sie auch als Rentner noch berufstätig sein möchten. Mithilfe von Einkünften beispielsweise aus der Tätigkeit als nicht-geschäftsführendes Verwaltungsratsmitglied oder als Berater können Sie den Beginn des Bezugs Ihrer Rente hinauszögern.
Sie sollten auch Ihre Ausgaben im Ruhestand berücksichtigen. Muss noch ein Immobilienkredit getilgt werden? Werden weiterhin Unterhaltszahlungen zu leisten sein? Ist es möglich, dass Sie ältere Angehörige pflegen müssen? Gibt es Ausgaben für Dinge, auf die Sie absolut nicht verzichten möchten, wie beispielsweise die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder Fernreisen?
Machen Sie eine Bestandsaufnahme
Wenn Sie die 40 überschritten haben, kann es hilfreich sein, eine Bestandsaufnahme zu machen. Wenn Ihnen zur Verwirklichung Ihrer Ziele noch einiges an Kapital fehlt, haben Sie jetzt noch Zeit, etwas dagegen zu tun.
Sich auf eine Erbschaft zu verlassen, ist riskant. Dennoch kann es sinnvoll sein, sich Gedanken darüber machen, wie sich der Erhalt einer solchen auf Ihre Pläne auswirken könnte.
Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre verschiedenen Beschäftigungszeiten und prüfen Sie, welche Rentenansprüche Sie erworben haben. Möglicherweise lohnt es sich, verschiedene Leistungen zu bündeln und sicherzustellen, dass sie effektiv investiert werden. Haben Sie noch andere Einkommensquellen, wie beispielsweise Mieteinkünfte? Gehen Sie davon aus, dass Sie größere Geldbeträge oder Immobilien erben werden? Sich auf eine Erbschaft zu verlassen, ist riskant. Dennoch kann es sinnvoll sein, sich Gedanken darüber machen, wie sich der Erhalt einer solchen auf Ihre Pläne auswirken könnte
Diese Fragen sollten Ihnen dabei helfen, eine grobe Vorstellung davon zu erhalten, welche Mittel Sie zur Aufrechterhaltung Ihres gewünschten Lebensstandards im Alter benötigen, und den finanziellen Wert dessen, was Sie bereits haben, ungefähr zu beziffern. So können Sie nach und nach genauer bestimmen, wie viel Sie über die nächsten 20 Jahre ansparen und investieren müssen.
Seien Sie nicht übervorsichtig
Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit, und es besteht die Gefahr, dass Sie Ihre Investitionen zu früh tätigen oder übervorsichtig sind. Ihr Portfolio muss mit der Inflation schritthalten können. Sogenannte Risikoanlagen wie z. B. Aktien sind hier eine gute Option – vorausgesetzt, Sie haben einen ausreichend langen Anlagehorizont, um die unvermeidlichen Schwankungen am Aktienmarkt zu überstehen. Laut dem Bericht „Long Term Capital Markets Assumptions“ von JP Morgan Asset Management für 2023 wird Bargeld in den nächsten 10 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 2,4% erzielen. Mit einem Portfolio, das zu 60% aus Aktien und zu 40% aus Anleihen besteht, ist jedoch eine Rendite von 7,2% möglich.
Allerdings sollten Sie stets auf ein ausgeglichenes Portfolio achten. Dazu können Sie auf viele unterschiedliche Anlagen setzen – zum Beispiel Renten, Investmentfonds und Sparprodukte mit Steuervergünstigungen – und so mehrere Bereiche abdecken.
Problematisch kann es insbesondere dann werden, wenn bestimmte Sektoren sehr gut abgeschnitten haben, wie es im letzten Jahrzehnt bei Technologie der Fall war. Dies kann Ihr Portfolio anfällig für Marktschwankungen machen. Erstellen Sie regelmäßig eine Gesamtbilanz Ihrer Investitionen und vergewissern Sie sich, dass Sie damit Ihr Ziel erreichen können.
Denken Sie auch an Versicherungen
Wenn Sie Familienangehörige haben, die auf Sie angewiesen sind, sollten Sie auch den Abschluss einer Lebens- oder Schwere-Krankheiten-Versicherung in Betracht ziehen. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn Sie selbständig sind und somit nicht über die Absicherung verfügen, die ein Angestelltenverhältnis bietet. Das Geld aus einer Lebens- oder Schwere-Krankheiten-Versicherung kann Ihrer Familie dabei helfen, das Haus abzubezahlen, oder Ihr Gehalt ersetzen.
In diesem Sinne ist es wichtig, ein Testament zu machen und sicherzustellen, dass die Bestimmungen darin in Bezug auf Ihre Renten- und Lebensversicherungsprodukte Ihren aktuellen Wünschen entsprechen. Ansonsten erhalten im Falle Ihres Ablebens möglicherweise nicht die Menschen Ihr Geld, denen Sie es zugedacht haben.
Die Vierziger stehen unter dem Motto „Es ist noch nicht zu spät“. Analysieren Sie Ihre Situation genau und nehmen Sie Änderungen vor, wo es nötig ist. Dann können Sie auch jetzt noch Ihren Wohlstand im Alter sichern. Sie müssen sich nur die Zeit dafür nehmen.